
1968 and Global Cinema
1968 und das globale Kino schließt eine bemerkenswerte Lücke in der Filmwissenschaft. Zwar gibt es wissenschaftliche Arbeiten zu den Filmen der New Wave der späten 1950er und 1960er Jahre, doch fehlt es erstaunlicherweise an Untersuchungen, die das Kino von 1968 über nationale Grenzen hinweg miteinander in Dialog bringen. Erst in den letzten Jahren hat die Geschichte des Jahres 1968 damit begonnen, das Zusammenspiel der sozialen Bewegungen weltweit zu berücksichtigen. Die Aufsätze in diesem Band, herausgegeben von Christina Gerhardt und Sara Saljoughi, decken ein breites Spektrum an filmischen Bewegungen ab, die Teil der radikalen Politik und der Unabhängigkeitsbewegungen dieser Zeit waren. Indem sie sich auf Geschichte, Ästhetik und Politik konzentrieren, beleuchtet jeder Beitrag das konventionelle Verständnis der Beziehung des Kinos zu den Ereignissen von 1968 oder den "langen Sechzigern".
Der Band ist chronologisch gegliedert und beleuchtet die Veränderungen und Entwicklungen der Ideologie in verschiedenen geografischen Kontexten. Der erste Abschnitt, "Die langen sechziger Jahre: Cinematic New Waves", untersucht sowohl die visuellen Elemente der neuen Kinos als auch neue Lesarten der Politik dieser Periode in verschiedenen geopolitischen Ausprägungen. Dieser Teil des Buches beginnt mit dem Argument, dass der Einfluss des italienischen Neorealismus und der französischen Neuen Welle auf die nachfolgenden globalen Neuen Wellen zwar unbestreitbar ist, dass aber auch der Einfluss der Kinos des so genannten Globalen Südens für das Kino der Epoche von zentraler Bedeutung ist. Der zweite Abschnitt, "Nachbeben", befasst sich mit den anhaltenden Auswirkungen von 1968 und den damit verbundenen neuen Kinowellen in den 1970er Jahren. Die Aufsätze in diesem Abschnitt reichen von Chinas Kulturrevolution im Kino bis hin zu Militanz und Arbeitskämpfen in spanischen Arbeiterfilmen der 1970er Jahre. Auf diese Weise bietet der Band neue Sichtweisen und ermöglicht neue Entdeckungen der Kinos des langen Jahres 1968.
1968 and Global Cinema zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen neuen Lesarten bekannter Filme, Filmemacher und Bewegungen sowie neuen Forschungsarbeiten herzustellen, die sich mit weniger bekannten Filmen und Filmtexten befassen. Der Band eignet sich ideal für Lehrveranstaltungen im Grund- und Hauptstudium zu den langen Sechzigern, dem politischen Kino, 1968 und den neuen Wellen in der Kunstgeschichte, den Kulturwissenschaften sowie den Film- und Medienwissenschaften.