
Andrzej Towianski (1799-1878): Ein Religioser Reformer Im Europaischen Kontext Seiner Zeit
Towianski verstand sich selbst als Erneuerer des christlichen Glaubens, der danach strebte, das Christentum zu einer höheren Stufe der Vollkommenheit zu führen. Traditionell hat sich die Literaturforschung in Polen fast ausschließlich auf Towianskis Einfluss auf die romantische Poesie konzentriert.
Er hatte aber auch Einfluss auf Denker, Theologen, Philosophen und Politiker in Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz und in Teilen Russlands. Das vorliegende Buch untersucht Towianskis Schriften unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus verschiedenen Forschungstraditionen. Zum ersten Mal wird die umfangreiche Turiner Ausgabe der Werke Towianskis (1882) systematisch und eingehend untersucht.
Die religionswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Towianskis Denken lässt ein differenzierteres Bild seiner Lehren an der Schnittstelle von mystischer Praxis, einschließlich jüdischer Mystik, und Prophetie entstehen. Die kontrastive Analyse der Texte zeigt, dass es sich bei dieser Ausgabe um ein kollektives Werk handelt.
Besonderes Augenmerk wird dann auf die von den Herausgebern geschaffenen verdeckten Erzähleinheiten gelegt. Ausgewählte Einheiten zu entscheidenden Wendepunkten in Towianskis Wirken (1840/41, 1863 und 1870) werden mit modernen Konzepten der Mystikforschung einschließlich der jüdischen Kabbala und des Hassidismus sowie mit Towianskis mesmeristischem Hintergrund kontextualisiert. Darüber hinaus wird die grundlegende Terminologie des Towianismus vor dem Hintergrund der religiösen Strömungen seiner Zeit erforscht.
Dadurch kann eine umfassendere Kontextualisierung von Towianskis Denken innerhalb der religiösen Strömungen seiner Zeit erreicht werden. In einem umfangreichen Anhang werden Primärquellen und deutsche Übersetzungen vorgestellt.