
Anti-Christian Violence in India
Verursacht Religion gewaltsame Konflikte, fragt Chad M. Bauman, und wenn ja, verursacht sie mehr Konflikte als andere soziale Identitäten? Anhand einer ausführlichen Geschichte der christlich-hinduistischen Beziehungen, mit besonderem Augenmerk auf die Unruhen von 2007-2008 in Kandhamal, Odisha, untersucht Anti-Christian Violence in India die religiöse Gewalt und wie sie sich auf umfassendere Aspekte der Menschheit bezieht. Ist ein "religiöser" Konflikt sui generis, oder handelt es sich lediglich um eine Art von Gruppenkonflikt? Warum und wie kann Gewalt zu einer attraktiven Option für religiöse Akteure werden? Wie lässt sich die Zunahme religiöser Gewalt in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren erklären?
Durch die Integration von Theorien über antichristliche Gewalt, die sich auf Politik, Wirtschaft und Missionierung konzentrieren, werden in Anti-Christian Violence in India auch neuere Theorien über die Globalisierung und insbesondere über die Formen des Widerstands gegen die westliche säkulare Moderne, die durch die Globalisierung regelmäßig hervorgerufen werden, mit einbezogen. Vor dem Hintergrund solcher Theorien untersucht Bauman das Wesen antichristlicher Gewalt in Indien und behauptet, dass der Widerstand gegen die säkulare Moderne in der Tat ein wichtiger, aber oft übersehener Grund für hinduistische Angriffe auf Christen ist.
Die Ideologie der Hindutva oder "Hinduness" verstärkt die weit verbreitete Tendenz der Hindus, Religion eher in ethnischen als in universellen Begriffen zu denken, und lehnt sowohl die säkulare Privatisierung der Religion als auch die Trennbarkeit der Religionen von den Gemeinschaften, die sie hervorbringen, ausdrücklich ab. Mit einer provokanten und originellen Analyse wirft Bauman die Frage auf, ob es bei der antichristlichen Gewalt im heutigen Indien wirklich um Religion im engeren Sinne geht oder ob sie eher Ausdruck der allgemeinen Besorgnis einiger Hindus über die westliche soziopolitische Ordnung ist, mit der sie das globale Christentum in Verbindung bringen.