
Aesop's Fables: With a Life of Aesop
1489 druckte Johan Hurus die erste Fabelsammlung in Spanien, Lavida del Ysopetconsusfabulas hystoriadas. Dieses mit fast 200 Holzschnitten illustrierte Werk wurde schnell zum meistgelesenen Buch in Spanien und war bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt. In den folgenden drei Jahrhunderten wurde es mehrfach nachgedruckt und in die Neue Welt gebracht. Es brachte den spanischen Schriftstellern eine Fülle von äsopischen Fabeln, orientalischen Apologeten und Volksmärchen, die von Schriftstellern wie Cervantes, Lope de Vega und insbesondere den Fabulierern Iriarte und Samaniego übernommen wurden. John Keller und Clark Keating legen nun die erste englische Übersetzung dieses wichtigen literarischen Werks vor.
Die lateinische und deutsche Abstammung von La vida war von großer Bedeutung, da sie Spanien in die Hauptströmung der europäischen Fabellehre einreihte. Das hochgradig fiktive Leben von Äsop, dem missgestalteten griechischen Sklaven, der die höchste soziale Stufe erreichte, trug zur Entwicklung der mittelalterlichen Romantik und des Schelmenromans bei. Das Buch ist daher wichtig für Studenten der vergleichenden Literaturwissenschaft, der Literaturgeschichte und der Entwicklung der spanischen Sprache.
Ebenso wertvoll sind die Holzschnitte, die das tägliche Leben im mittelalterlichen Europa darstellen und zu einem besseren Verständnis der Kunstgeschichte des 15. Jahrhunderts, der Buchkunst, der Naturgeschichte und der Visualisierung von Erzählungen beitragen. La vida del Ysopet stellt somit eine der schönsten Konkordanzen von Text und Illustration in der europäischen Literaturgeschichte dar.