Bewertung:

Das Buch bietet eine eingehende Analyse der Entwicklung der tschechischen Musik im 19. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf den sozialen und politischen Faktoren liegt, die die Entstehung des nationalistischen Images von Bedřich Smetana beeinflussten. Es werden Parallelen zur Darstellung von Glinka in der russischen Musikgeschichte gezogen, was es zu einer empfehlenswerten Lektüre für Musikgeschichtsinteressierte macht.
Vorteile:⬤ Bietet eine gründliche Untersuchung des historischen Kontextes und der Einflüsse auf die tschechische Musik
⬤ gut recherchiert
⬤ beleuchtet das Zusammenspiel von Nationalismus und Musik
⬤ empfohlen für alle, die sich für Musikgeschichte interessieren.
Es handelt sich nicht um eine traditionelle Komponistenbiografie, die Leser, die eine geradlinige Erzählung über Smetanas Leben suchen, vielleicht nicht anspricht.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Bedřich Smetana: Myth, Music, and Propaganda
Die Interpretationen des tschechischen Komponisten Bedřich Smetana und seiner Musik haben sich ebenso häufig geändert wie die politischen Kontexte, in denen sie entstanden sind.
Dieses Buch befasst sich nicht nur mit Smetana, sondern auch mit den Gelehrten und Politikern, die ihn und seine Werke seit dem 19. In den 1870er Jahren half Smetana bei der Gründung einer mächtigen nationalistischen Organisation namens Umelecka beseda ("Künstlerische Gesellschaft" oder UB), deren Mitglieder die frühesten wissenschaftlichen Arbeiten über den Komponisten als Teil ihrer Aufrufe zu politischem Handeln verfassten.
In den zunehmend radikalisierten Diskursen des zwanzigsten Jahrhunderts griffen Einzelpersonen wie der spätere Kultur- und Bildungsminister Zdenĕk Nejedly die UB an, weil sie nicht nationalistisch genug war, und produzierten ihre eigenen revisionistischen Geschichten über Smetana und seine Werke. Kelly St. Pierre untersucht Smetana sowohl als nationalistischen Komponisten als auch als nationales Symbol und enthüllt das Vermächtnis des Komponisten als eine dynamische Figur, deren Mythologie immer wieder umgeschrieben wurde, um sie an wechselnde politische Perspektiven anzupassen.
Kelly St. Pierre ist Assistenzprofessorin für Musikwissenschaft an der Wichita State University.