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Desire, Obligation, and Familial Love: Mothers, Daughters, and Communication Technology in the Tongan Diaspora
Auf der Grundlage langjähriger ethnografischer Feldforschung unter tonganischen Migrantenmüttern und erwachsenen Töchtern in Australien liefert die Anthropologin Makiko Nishitani eine einzigartige Darstellung der Art und Weise, wie Geschenke, Geld und Informationen entlang der Verbindungen von Verwandtschaft und verwandtschaftsähnlichen Beziehungen fließen. Desire, Obligation, and Familial Love stellt den konventionellen Diskurs über Migration in Frage, der typischerweise den generationenübergreifenden Wandel von der Tradition zur Moderne, von der Verwandtschaft zum Individuum und von der Verpflichtung zur Autonomie und Freiheit beschreibt. Vielmehr hebt Nishitani durch eine intime Untersuchung des alltäglichen Umgangs tonganischer Frauen mit verwandtschaftlichen Beziehungen hervor, wie Migrantinnen und ihre außerhalb Tongas geborenen Töchter gemeinsam ein Beziehungsfeld mit Verwandten und verwandtschaftsähnlichen Personen schaffen und zwischen individualistischen, persönlichen Wünschen und familiären Aufgaben und Verpflichtungen navigieren. Ihre Verhandlungen beschränken sich nicht auf einen lokalen Bezugsrahmen, sondern umfassen große Entfernungen, einschließlich Beziehungen zu Verwandten in Orten wie Australien, Neuseeland, den Vereinigten Staaten und dem "heimischen" Inselstaat. Tonganische Frauen managen diese Beziehungen über verschiedene Kommunikationswege: persönliche Gespräche zu Hause und in der Kirche, lange Telefongespräche über Festnetzanschlüsse in der Küche und Interaktionen über soziale Medien, die über Wohnzimmercomputer zwischen benachbarten Haushalten genutzt werden.
Die Beziehungen zwischen Müttern mit Migrationshintergrund und Töchtern der zweiten Generation sind durchdrungen von Wärme und Empathie, aber auch von Spannungen und Missverständnissen. Nishitanis Arbeit zeigt die kritische zeitgenössische Relevanz klassischer anthropologischer Verwandtschaftsstudien und Geschenketheorien als Werkzeuge, die uns helfen können, Transnationalismus im "digitalen" Zeitalter zu verstehen. Anhand von Überlegungen zur feministischen Geographie, zur sozialen Theorie der Technologie, zu Bourdieus Feldtheorie und zu den Medienwissenschaften plädiert Nishitani überzeugend dafür, dass Anthropologen eher Beziehungen als geografische Orte als Schauplatz anthropologischer Feldforschung nutzen sollten, um die Sozialität von Menschen in der Diaspora zu verstehen.
Gefüllt mit reichhaltigen, intimen Darstellungen des Alltagslebens diasporischer Frauen und der alltäglichen Politik familiärer Beziehungen, wird Desire, Obligation, and Familial Love Studenten und Wissenschaftler der Anthropologie der Migration, der Kommunikationstechnologien und der sozialen Medien sowie der Geschlechter- und Familienbeziehungen ebenso ansprechen wie diejenigen, die sich für die Methodologie der Feldforschung, transnationale und Migrationsstudien sowie Pazifikstudien interessieren.