
Disability, Criminal Justice and Law: Reconsidering Court Diversion
Anhand einer theoretischen und empirischen Untersuchung des rechtlichen Rahmens für die gerichtliche Diversion wird in diesem Buch die Mitschuld des Rechts an der Entmündigung behinderter Menschen hinterfragt.
Im Zeitalter der Post-Institutionalisierung gilt die Ausgliederung behinderter Menschen aus dem Strafvollzug in die psychiatrische Versorgung und die Behindertenhilfe als therapeutisch, human und sozial gerecht. Unter Rückgriff auf die Foucaultsche Theorie der Biopolitik, die kritische Rechts- und Politiktheorie und die kritische Behindertentheorie argumentiert Steele jedoch, dass die gerichtliche Umleitung die Unterdrückung von Behinderten fortsetzt. Sie kann die Kriminalisierung, Kontrolle und Bestrafung von Menschen mit Behinderungen erleichtern, die nicht verurteilt werden und möglicherweise nicht einmal wegen einer Straftat verurteilt werden. Auf einer breiteren Ebene trägt die gerichtliche Diversion zu dem seit langem bestehenden Phänomen der behinderungsspezifischen Zwangsmaßnahmen bei, legitimiert die Inhaftierung in Gefängnissen und untermauert die Grenzen grundlegender Rechtskonzepte, die den Kern der Gerichtsbarkeit, der Rechtspersönlichkeit und der Souveränität bilden. Steele zeigt, dass die Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht in der Lage ist, auf die Komplexität der gerichtlichen Diversion zu reagieren, was darauf hindeutet, dass die CRPD von begrenztem Nutzen ist, wenn es darum geht, die karzerale Kontrolle und die legale und koloniale Gewalt der Siedler anzufechten.
Das Buch bietet nicht nur neue Wege zum Verständnis der Beziehungen zwischen Behinderung, Strafjustiz und Recht, sondern schlägt auch theoretische und praktische Strategien vor, die zur Entwicklung einer umfassenderen Neukonzeption einer fortschrittlicheren und gerechteren sozio-rechtlichen Ordnung beitragen.
Das Buch wird für Wissenschaftler und Studenten des Behindertenrechts, des Strafrechts, des Medizinrechts, der Rechtssoziologie, der Behindertenforschung, der Sozialarbeit und der Kriminologie von Interesse sein. Es wird auch für Aktivisten in den Bereichen Behinderung, Gefangene und soziale Gerechtigkeit von Interesse sein.