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Populating the Novel: Literary Form and the Politics of Surplus Life
Von den wimmelnden Straßen in Dickens' London bis hin zu den Haushalten der häuslichen Fiktion konstruierten britische Schriftsteller des neunzehnten Jahrhunderts Welten, die bis zum Rand mit menschlichem Leben gefüllt waren. In Populating the Novel behauptet Emily Steinlight, dass diese allgegenwärtige literarische Überfüllung nicht einfach nur das demografische Wachstum widerspiegelt, sondern zu einer seismischen Verschiebung im britischen politischen Denken beitrug. Sie zeigt, wie insbesondere der Roman des 19.
Jahrhunderts eine neue kulturelle Rolle beanspruchte, als er die Aufgabe übernahm, die menschliche Ansammlung zu einem Zeitpunkt zu schildern, als das malthusianische Gespenst der Überbevölkerung plötzlich und völlig unerwartet zu einer zentralen Prämisse der modernen Politik wurde. Durch die Lektüre von Romanen von Mary Shelley, Elizabeth Gaskell, Charles Dickens, Mary Braddon, Thomas Hardy und Joseph Conrad, die Fiktion und Biopolitik miteinander verbinden, rückt Steinlight die Menschenmengen, die die Fiktion des 19. Jahrhunderts in den Vordergrund.
Auf diese Weise verändert sie das Thema und den politischen Einsatz des viktorianischen Romans, indem sie die lange Zeit vorherrschende Vorstellung, dass die zentrale Kategorie des Romans das Individuum ist, aufhebt und zeigt, wie sich die Fiktion durch die aufkommende Beschäftigung mit der Bevölkerung verändert. Durch die Überbevölkerung des narrativen Raums und die Vorstellung einer menschlichen Spezies, die die bestehende soziale Ordnung ständig übersteigt, machte es die Fiktion notwendig, das Leben im Ganzen radikal neu zu denken.