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Bread Upon the Waters: The St. Petersburg Grain Trade and the Russian Economy, 1703-1811
Im Russland des 18. Jahrhunderts war Brot, wie auch anderswo in Europa, ein Grundnahrungsmittel - im wahrsten Sinne des Wortes war Getreide die Grundlage des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens. Schon früh gründete Zar Peter der Große St. Petersburg, um Waren aus dem riesigen, aber abgelegenen russischen Hinterland zu exportieren und so das Wachstum und den Wohlstand Russlands zu fördern. Doch die neue Stadt musste auch mit Getreide versorgt werden, das über große Entfernungen aus denselben Provinzen im Landesinneren herangeschafft wurde. In diesem fesselnden Bericht schildert Robert E. Jones, wie die beispiellose Anstrengung, die in den Aufbau einer umfassenden Infrastruktur zur Versorgung der neu gegründeten, aber physisch isolierten Stadt St. Petersburg gesteckt wurde, das gesamte Wirtschaftsleben Russlands und letztlich auch die historische Entwicklung des gesamten Russischen Reiches nachhaltig beeinflusste.
Jones beschreibt detailliert die Planung, die Konstruktion und den Bau umfangreicher Kanalsysteme, die die neue Hauptstadt effizient mit Getreide und anderen Ressourcen bis hin zum Ural, der Wolga und der Ukraine verbanden. Anschließend bietet er neue Einblicke in die sorgfältige Förderung und Verwaltung des Getreidehandels durch den Staat während des langen achtzehnten Jahrhunderts. Er zeigt, wie die Regierung öffentliche Getreidespeicher einrichtete, um Engpässe zu bekämpfen, Kreditinstrumente schuf, um die Risikobereitschaft von Getreidehändlern zu fördern, und die Entwicklung von Kapitalmärkten und privatem Unternehmertum begünstigte. Das Ergebnis war die Entstehung einer immer wichtiger werdenden Bargeldwirtschaft und eines zuverlässigen Versorgungssystems für die fünftgrößte Stadt Europas, mit dem politischen Vorteil, dass es in St. Petersburg nie zu den in Europa üblichen Lebensmittelunruhen kam.
Dank dieses gut geregelten, aber eindeutig marktwirtschaftlichen Handels wurde die Getreidewirtschaft zu einer Quelle des nationalen Wirtschaftswachstums und bildete gleichzeitig eine wesentliche infrastrukturelle Grundlage für einen sich modernisierenden russischen Staat. In vielerlei Hinsicht offenbart dieser Bericht die Weitsicht von Peter I. und Katharina II. und ihre Entschlossenheit, die russische Volkswirtschaft weg von etatistischen Lösungen und hin zu einem Weg zu lenken, der dem der westeuropäischen Länder bemerkenswert ähnlich ist, sich aber deutlich von dem ihrer moskowitischen Vorgänger oder sowjetischen Nachfolger unterscheidet.