Bewertung:

Die Rezension enthält eine ausführliche Würdigung des Werks von Bruno Latour und seiner Darstellung durch Gerard Vries. Der Rezensent erkennt zwar die Originalität und die aufschlussreichen Beiträge Latours an, insbesondere im Bereich der Wissenschaft und der Umweltpolitik, kritisiert aber, dass das Buch keine ausreichende Kritik an Latours Ideen enthält. Konkret wird bemängelt, dass sich Latour auf Kosten anderer dringender Themen auf Umweltfragen konzentriert, dass er emergente Systemeffekte vernachlässigt und dass seine Vorschläge zur Kosmopolitik als leer empfunden werden.
Vorteile:Das Buch präsentiert Latours Ideen in einer klaren und zugänglichen Weise und fasst seine Beiträge effektiv zusammen. Latour wird als origineller Denker mit einer umfassenden Sicht der Wissenschaft und einem neuartigen Ansatz für die Umweltpolitik gelobt.
Nachteile:Das Buch geht nicht angemessen auf wesentliche Schwächen in Latours Denken ein, wie etwa seine Missachtung wichtiger neu entstehender Gefahren (wie Gen-Editing und Nanotechnologie). Außerdem übersieht er die Komplexität emergenter Systeme und die Gaia-Hypothese. Die Rezension legt nahe, dass es Latours Vorschlägen an operationellem oder philosophischem Wert mangelt, und beschreibt sie als leeres Geschwätz.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Bruno Latour gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Philosophie und Sozialwissenschaft. Seine ethnografischen Studien haben unser Verständnis von so unterschiedlichen Bereichen wie Wissenschaft, Recht, Politik und Religion revolutioniert. Um ein realistischeres Verständnis der Welt zu ermöglichen, hat Latour eine radikal neue philosophische Terminologie und einen neuen Ansatz für die Sozialwissenschaften eingeführt, die "Akteur-Netzwerk-Theorie".
In bahnbrechenden Werken wie "Laboratory Life", "We Have Never Been Modern" und "An Inquiry into Modes of Existence" hat Latour eine Alternative zu den grundlegenden Kategorien des "modernen" westlichen Denkens skizziert, insbesondere zu dessen Unterscheidung zwischen Gesellschaft und Natur, die erhebliche Konsequenzen für unser Verständnis der ökologischen Krise und der Rolle der Wissenschaft in demokratischen Gesellschaften hat.
Latours "empirische Philosophie" hat sich in den letzten vier Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt. In diesem klaren und überzeugenden Buch gibt Gerard de Vries einen der ersten Überblicke über Latours Werk. Er führt den Leser durch Latours wichtigste Veröffentlichungen, von seinen frühen Ethnographien bis zu seinen neueren philosophischen Werken, und zeigt mit großem Geschick, wie sich Latours Ideen entwickelt haben.
Dieses Buch wird für Studenten und Wissenschaftler von großem Wert sein, die versuchen, mit der immensen Herausforderung, die Latours Denken darstellt, zurechtzukommen. Es wird für diejenigen von Interesse sein, die Philosophie, Anthropologie, Soziologie, Wissenschafts- und Technologiestudien und fast alle anderen Bereiche der Sozial- und Geisteswissenschaften studieren.