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Dieses Fallbuch bietet eine gründliche vergleichende Analyse der Eigentumsrechtssysteme in Europa (d. h. des Rechts der unbeweglichen und beweglichen Sachen sowie der Forderungen) und bietet dem Leser, der dieses faszinierende Gebiet erforschen möchte, Wegweiser und Sprungbretter. Die Materie wird unter sorgfältiger Berücksichtigung der Geschichte, der Grundlagen, der Denkmuster, der zugrundeliegenden Prinzipien und der Grundbegriffe erläutert.
Das Fallbuch konzentriert sich auf die Aufdeckung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den großen europäischen Rechtssystemen: Untersucht werden das französische, deutsche, niederländische und englische Recht, aber auch das österreichische und belgische Recht wird behandelt. Das Buch kombiniert Auszüge aus Primärquellen (Rechtsprechung und Gesetzgebung) sowie aus der Lehre und dem Soft Law. Auf diese Weise vermittelt es ein getreues Bild der betreffenden Systeme.
Gesonderte Kapitel befassen sich mit den verschiedenen Arten von Eigentumsrechten, ihrer Entstehung, Übertragung und ihrem Untergang, mit Sicherungsrechten (wie Hypotheken, Verpfändung, Eigentumsvorbehalt) sowie mit Harmonisierungs- und Vereinheitlichungsbemühungen auf EU- und globaler Ebene.
Anhand des funktionalen Ansatzes der Ius-Commune-Fallbücher zeigt dieser Band deutlich, dass die traditionellen vergleichenden Erkenntnisse nicht mehr gelten. Früher wurde das Sachenrecht als ein Produkt historischer Entwicklungen und politischer Ideologie betrachtet, die als nahezu unverrückbar galten und jede wesentliche Form der Harmonisierung oder Annäherung als sehr unwahrscheinlich erscheinen ließen. Selbst erfahrene Rechtsvergleicher hielten die Kluft zwischen Common Law und Zivilrecht für so tief, dass - so glaubte man - keine gemeinsame Basis gefunden werden konnte. Die wirtschaftliche Integration, insbesondere die Integration der Finanzmärkte und die Niederlassungsfreiheit, hat jedoch zur Integration bestimmter Bereiche des Eigentumsrechts wie des Hypothekenrechts und der vollstreckbaren Sicherheiten (z. B. Eigentumsvorbehalt) geführt. Dieser Integrationsdruck hat die Rechtsvergleichung dazu veranlasst, ihr Interesse vom Vertrags- und Deliktsrecht sowie der ungerechtfertigten Bereicherung auf das Sachenrecht zu lenken und unter dessen Oberfläche zu blicken.
Dieses Buch zeigt auf, dass die heutigen Eigentumsrechtssysteme einander näher sind als bisher angenommen, dass Gemeinsamkeiten gefunden werden können und dass Unterschiede in einem neuen Licht analysiert werden können, um einen Vergleich zu ermöglichen und die Entwicklung des Eigentumsrechts in Europa voranzutreiben.