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Charles Booth's Policemen: Crime, Police and Community in Jack-The-Ripper's London
Wie lässt sich die Gesetzestreue im spätviktorianischen England erklären? Einige moderne Historiker sind der Ansicht, dass die Antwort in der Effektivität der Polizeiarbeit und in der Einführung eines "Polizeistaats" im viktorianischen und edwardianischen England liegt.
Der vorliegende Band stützt sich auf das umfangreiche Archiv, das Charles Booth für seine gigantische Sozialstudie über die soziale Ordnung im Londoner East End, Life and Labour of the People in London, zusammengetragen hat, und stellt diese Antwort in Frage. Das East End war als Region berüchtigt, in der Armut, Kriminalität und Unmoral keine Grenzen kannten.
Es war das Viertel, in dem die Frage der massiven jüdischen Einwanderung erstmals gestellt wurde und in dem Jack-the-Ripper seine Opfer fand. Victor Bailey zeigt, dass die Historiker das Ausmaß überschätzt haben, in dem die Polizei in der Lage oder willens war, in das tägliche Verhalten der Einwohner einzugreifen, um Gesetzesverstöße zu unterbinden. Er zeigt, dass die Begehung und Unterdrückung von Verbrechen nicht nur mit den Strukturen der Strafverfolgung, sondern auch mit dem Grad der Solidarität in der Gemeinschaft, dem Vereinsleben, der Integration der Familie und der elterlichen Autorität zusammenhingen.
Die soziale Ordnung war weniger eine Funktion der Polizei als vielmehr eine komplexe Kombination aus informellen familiären und gemeinschaftlichen Sanktionen, der gemischten Wohlfahrt aus Wohltätigkeit und staatlicher Unterstützung, den neuen Internatsschulen, der Slumsanierung und der Verhandlungsjustiz der Richtergerichte. Die Schlussfolgerungen sollten uns dazu veranlassen, die Rolle des Staates bei der Herstellung der sozialen Ordnung in Frage zu stellen und die Kraft der informellen sozialen Sanktionierung wiederherzustellen.