
Surgical Oncology
Unter den Standardmodalitäten der Onkologie ist die chirurgische Onkologie insofern eine Besonderheit, als es für sie keine gesonderte Board-Zertifizierung oder gar einen zusätzlichen Qualifikationsmechanismus gibt. Chirurgische Onkologen sind wie alle anderen Allgemeinchirurgen durch das American Board of Surgery zertifiziert.
Was den chirurgischen Onkologen auszeichnet, ist eine Reihe von kognitiven Fähigkeiten und nicht ein spezifisches Arsenal an chirurgischen Techniken. Dieser andere konzeptionelle Rahmen ergibt sich aus einer umfangreichen Zusatzausbildung, die zu einem tiefgreifenden Verständnis der natürlichen Geschichte und des biologischen Verhaltens der verschiedenen soliden Tumorsysteme führt. Mit dieser Perspektive ist der chirurgische Onkologe besonders gut in der Lage, die verschiedenen verfügbaren therapeutischen Modalitäten in ein kohärentes Behandlungsprogramm für den Patienten mit soliden Tumoren zu integrieren.
Als zentrales Thema zeigen die Kapitel dieses Buches, dass immer ausgefeiltere Diagnose- und Staging-Ansätze dazu beitragen, die Chemo- und Strahlentherapie in das präoperative neoadjuvante Setting zu verlagern. Dieser grundlegende Wandel basiert auf der Erkenntnis, dass selbst solide Tumorerkrankungen im Frühstadium zum Zeitpunkt der Vorstellung häufig systemisch sind, zumindest auf subklinischer Ebene.
Und obwohl der Primärtumor durch eine Operation mit Strahlentherapie kontrollierbar sein kann, entscheidet die unkontrollierte (und zunächst klinisch nicht sichtbare) Fernerkrankung letztlich über das Überleben des Patienten. Der andere Aspekt, der den neoadjuvanten Ansatz vorantreibt, ist das sich herausbildende Bewusstsein, dass bei den meisten soliden Tumorsystemen eine neoadjuvante Behandlung eine weniger mutierende Operation bei vergleichbarem Grad an lokaler Krankheitskontrolle ermöglichen kann.