
The Book of Isaiah: Its Composition and Final Form
Das Studium des Jesajabuches ist in letzter Zeit stark von einer Spannung zwischen synchronen und diachronen Ansätzen geprägt. Der erste wird vor allem von englischsprachigen, der zweite von deutschsprachigen Gelehrten favorisiert.
Berges' Buch versucht, zwischen diesen beiden Polen zu vermitteln, indem er argumentiert, dass die Analyse der endgültigen Form und die Verfolgung der Entwicklung dieser Form eng miteinander verknüpft sind. Dieses neue Forschungsparadigma wird hier auf den gesamten Text des Jesajabuches angewandt. Berges arbeitet konsequent von der synchronen zur diachronen und wieder zurück zur entwickelten synchronen Endgestalt.
Die immer wieder beobachteten Merkmale - Querverbindungen, Schlüsselwortassoziationen, Wiederaufnahme von Themen und vor allem die Einklammerung des Buches durch die Kap. 1 und 66 - sind Spuren einer Textentwicklung.
1 und 66 - sind Spuren einer bewussten Verflechtung verschiedener kleinerer Kompositionen sowie größerer literarischer Umarbeitungen. Das Paradigma, das dem Jesajabuch in seiner ganzen Komplexität am ehesten gerecht wird, ist nicht das einer umfassenden Gesamtstruktur oder einer endgültigen Redaktion, sondern das von kleineren Kompositionen, die aufeinander aufbauen, miteinander ins Gespräch kommen und, jede auf ihre Weise, spezifische zeitgenössische Probleme ins Spiel bringen. Wir sollten dem Buch keinen gemeinsamen thematischen Nenner aufzwingen, aber es wird deutlich, dass Jerusalem und Zion zum Grundtenor des Jesajabuches gehören, wie es im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und umgestaltet wurde.
Das Buch Jesaja: Its Composition and Final Form ist eine Übersetzung von Millard C. Lind aus dem deutschen Original, Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt (Freiburg: Herder, 1998).