
The Making and Breaking of Minds: How social interactions shape the human mind
Das menschliche Gehirn verfügt über eine wirklich bemerkenswerte Fähigkeit. Es reorganisiert sich selbst und passt sich flexibel an schwankende Umweltbedingungen an - ein Prozess, der Neuroplastizität genannt wird. Die Neuroplastizität bildet die Grundlage für weitreichende Lern- und Gedächtnisprozesse, die im Kindes- und Jugendalter besonders ausgeprägt sind. Gleichzeitig macht die außergewöhnliche Formbarkeit des sich entwickelnden Gehirns es sehr anfällig für negative Einflüsse aus der Umgebung. Ein missbräuchliches oder vernachlässigendes soziales Umfeld sowie sozioökonomische Benachteiligung und Armut verursachen toxischen Stress und komplexe Traumata, die die kognitive Entwicklung, die emotionale Verarbeitung, die Selbstwahrnehmung und die exekutiven Gehirnfunktionen stark beeinträchtigen können. Die damit einhergehenden neurophysiologischen Veränderungen beeinträchtigen die emotionale Regulierung, führen zu erhöhter Angst und beeinträchtigen die Bindung und den Aufbau sozialer Bindungen. Neuroplastische Veränderungen nach schwerwiegenden negativen Erfahrungen sind nichts, aus dem ein Mensch herauswächst und über das er hinwegkommt. Diese Erfahrungen verändern die neurobiologische und biochemische Struktur und führen dazu, dass Menschen in einer emotional umetikettierten Welt leben, in der die Bewertung jedes sozialen Hinweises, ihres Verhaltens, ihrer Kognition und ihres Gemütszustands in Richtung des Negativen verzerrt ist.
Noch besorgniserregender ist, dass die schädlichen neurophysiologischen Folgen nicht auf das traumatisierte Individuum beschränkt sind, sondern oft durch einen Prozess der sozialen Nischenbildung an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Eltern, andere Eltern, Gleichaltrige und unsere sozioökonomische Nische verkörpern also die Kräfte, die das Gehirn aufbauen und zerstören.
In diesem Buch wird die prägende Rolle des sozialen Umfelds für die gesunde Entwicklung des Gehirns, insbesondere im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, dargelegt. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse plädiert das Buch für mutige Maßnahmen und verantwortungsbewusstes Handeln zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch, Misshandlung und Kinderarmut. Durch die Zusammenführung von Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften, der Evolutionsbiologie und der Sozialpädagogik legt es ein faktenbasiertes, transdisziplinäres Unterfangen dar, das darauf abzielt, die gesellschaftliche Herausforderung anzunehmen, gefährdeten Jugendlichen eine lohnende Perspektive zu bieten. Das Buch ist ein wertvolles Hilfsmittel für Wissenschaftler aus den Bereichen Sozialpädagogik, Pädagogik, Kognitionswissenschaft und Neurowissenschaft sowie für Fachleute aus den Bereichen Sozialarbeit, Pädagogik, Bildung und Kinderfürsorge.