
The Hay Archive of Coptic Spells on Leather: A Multidisciplinary Approach to the Materiality of Magical Practice
Das Hay-Archiv koptischer Manuskripte besteht aus sieben fragmentarischen Lederblättern mit Zaubersprüchen für Weissagung, Schutz, Heilung, persönlichen Aufstieg, Verfluchung und die Befriedigung sexueller Begierde. Die Manuskripte wurden vom Erben des schottischen Ägyptologen und Zeichners Robert Hay (1799-1863) erworben und gelangten 1868 in das Britische Museum.
Seit ihrer ersten Veröffentlichung in den 1930er Jahren ging man davon aus, dass sie von einem einzigen Kopisten stammen, der um 600 n. Chr. in der thebanischen Region von Oberägypten schrieb.
Der vorliegende Band hat diese Einschätzungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Analysen und genauer Untersuchungen der Handschriften bestätigt, nuanciert oder in Frage gestellt. Aufgrund des dringenden Erhaltungsbedarfs des Korpus soll diese Studie einen modellhaften, integrierten Ansatz für die Veröffentlichung antiker Texte als archäologische Objekte bieten, indem sie eine vollständige Aufzeichnung der Provenienz und der Sammlungsgeschichte, eine wissenschaftliche Analyse, einen Erhaltungsansatz und eine Behandlung, eine neue vollständige Ausgabe und Übersetzung der koptischen Texte sowie eine ausführliche Erörterung des kulturellen Kontexts der Herstellung bietet.
Die auf schlecht verarbeiteten Kalbs-, Schafs- und Ziegenhäuten geschriebenen Manuskripte wurden im 8. bis 9.
Jahrhundert von mehreren nicht professionellen Schreibern kopiert. Ihr Inhalt, der eine auffällige Kombination aus altägyptischen, griechisch-römischen, biblischen und außerbiblischen Motiven enthält, repräsentiert ein christliches Milieu, das sich der Mechanismen früherer "magischer" Praktiken in einer Zeit bedient, die weit nach der Ankunft des Islam liegt.