
Engineering the Climate: Science, Politics, and Visions of Control
Die Vorstellungen von der drohenden Klimakrise haben eine Reihe höchst umstrittener technisch-wissenschaftlicher Maßnahmen auf die politische Tagesordnung in aller Welt gebracht. Vorschläge zur absichtlichen Veränderung des Erdklimas haben in den letzten Jahren an politischer Aktualität gewonnen, und zwar nicht als positive Vision technowissenschaftlicher Innovation, sondern als beängstigende Maßnahme der letzten Instanz. Der umstrittene Status verschiedener sogenannter Climate-Engineering-Vorschläge wirft eine einfache, aber drängende Frage auf: Wie ist es dazu gekommen? Und, genauer gesagt, wie haben sich solche umstrittenen Maßnahmen trotz enormer wissenschaftlicher Komplexität und heftiger politischer Auseinandersetzungen ihren Platz auf der politischen Tagesordnung verdient?
Dieses Buch nähert sich diesen Fragen, indem es die Geschichte der Klimatechnik in den größeren Zusammenhang der politischen Bemühungen stellt, die Klimawissenschaft für den Staat zu kultivieren. Es erzählt die Geschichte der Klimatechnik als eine Geschichte historisch wechselnder Allianzen zwischen Klimawissenschaft und Politik. Anhand von politischen Aufzeichnungen, Archivmaterial und Experteninterviews verfolgt der Text den turbulenten Weg dessen, was wir heute als Climate Engineering bezeichnen, durch die US-Politik. Anstatt Climate Engineering zu essentialisieren, zeigt der Text, wie historisch spezifische Versionen von Climate Engineering wissenschaftliche und politische Agenden von der Jahrhundertwende bis in die Anfänge des neuen Jahrtausends verbunden haben. Aus dieser Perspektive wird deutlich, wie die Bemühungen um eine bewusste Veränderung und Kontrolle des Klimas stets in die politischen Kämpfe ihrer Zeit eingebettet waren.
Globale gesellschaftliche Probleme wie der Klimawandel, Finanzkrisen oder Pandemien haben die politische Relevanz wissenschaftlicher Expertise in den Vordergrund gerückt. Dieses Buch knüpft an die Forschung der Soziologie und der Wissenschaftsforschung an und versucht, die wesentlichen Verflechtungen zwischen den Bemühungen, solche Probleme zu verstehen und zu regeln, zu beleuchten. Indem es dem Climate Engineering ein Eigenleben verleiht und seine dynamische Entwicklung als umstrittenes Objekt der Expertenarbeit verfolgt, beleuchtet dieses Buch das reflexive und historisch kontingente Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik als zwei unterschiedliche, aber zunehmend voneinander abhängige Bereiche der Gesellschaft. Der Text entwirrt das komplexe Geflecht aus wissenschaftlicher Forschung und politischer Entscheidungsfindung - aus Experten und Politikern, Beobachtungsgeräten und Experteninfrastrukturen -, das dem Climate Engineering im Laufe der Jahre seine besondere Form gegeben hat, und fordert uns auf, unser Verständnis der Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik grundlegend zu überdenken.