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The Political Orchestra: The Vienna and Berlin Philharmonics During the Third Reich
Dies ist eine bahnbrechende Studie über die angesehenen Berliner und Wiener Philharmoniker während des Dritten Reiches. Unter umfassender Verwendung von Archivmaterial, von dem einige hier zum ersten Mal besprochen werden, bietet Fritz Tr mpi neue Einblicke in die Stellung der Orchester in der größeren politischen Konstellation.
Tr mpi betrachtet zunächst die Jahrzehnte vor der nationalsozialistischen Herrschaft, als die konkurrierenden Orchester, deren Rivalität eine größere Rivalität zwischen Berlin und Wien widerspiegelte, die "überlegene" österreichisch-deutsche Musik repräsentieren sollten und in die Verwaltungs- und Sozialstrukturen ihrer jeweiligen Städte integriert waren - und dadurch anfällig für politische Manipulationen wurden. Dann wendet er sich der NS-Zeit zu, in der die Orchester eine wichtige Rolle in der Kulturpolitik spielten. Wie er zeigt, stärkten die Philharmoniker auf ihre ganz eigene Weise die nationalsozialistische Vorherrschaft, indem sie die germanische Kultur in den Massenmedien, in Aufführungen für Truppen und die Öffentlichkeit sowie in fiktionalen Darstellungen in Literatur und Film präsentierten. Begleitet wurden diese Propagandabemühungen von einer zunehmenden Politisierung der Orchester, die von der Entlassung jüdischer Mitglieder bis zur Programmierung eines ideologisch passenden Repertoires reichte - alles im Namen der rassischen und kulturellen Reinheit.
Das reich dokumentierte und erfrischend nuancierte Werk The Political Orchestra ist eine kühne Untersuchung der Verbindungen zwischen Musik und Politik im Faschismus.