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The Post-Revolutionary Self: Politics and Psyche in France, 1750-1850
Als nach der Französischen Revolution die Versuche, die politische Stabilität in Frankreich wiederherzustellen, wiederholt scheiterten, machte eine Gruppe besorgter Intellektueller einen wahrscheinlichen Schuldigen aus: die vorherrschende sensationslüsterne Psychologie und insbesondere das schwache und fragmentierte Selbst, das sie hervorbrachte. Sie schlugen ein umfassendes staatliches pädagogisches Projekt vor, um die Sensationslust durch eine neue Psychologie zu ersetzen, die ein unteilbares und aktiv willensstarkes Selbst, das moi, in den Vordergrund stellt.
Das von Victor Cousin, einem abgeleiteten Philosophen, aber genialen akademischen Unternehmer, konzipierte und umgesetzte Projekt zielte auf die Ausbildung des männlichen Bürgertums in Sachen Selbstsein ab. Cousin und seine Jünger sprachen zwar prinzipiell jedem ein Selbst zu, hielten aber Arbeiter und Frauen für unfähig, sich die introspektive Finesse anzueignen, die notwendig ist, um sich dieses Selbst in der Praxis anzueignen. Ausgehend von einer neuen Betrachtung des Stellenwerts der Sensationslust im alten Regime und in der Französischen Revolution zeichnet Jan Goldstein eine postrevolutionäre Politik der Selbstständigkeit nach, die das cousinische moi für die gebildete Elite reservierte, Katholiken empörte und soziale Randgruppen den Diensten der Phrenologie überließ.
Goldstein verortet das cousinische moi zwischen den fragmentierten Selbsten des Sensationismus des 18. und des Freudianismus des 20.
Jahrhunderts und legt nahe, dass das entschieden einheitliche Selbst des 19. Jahrhunderts nur ein Zwischenspiel war, das auf die Bedürfnisse der bürgerlichen Ordnung nach der Revolution zugeschnitten war.