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Spanish New Orleans: An Imperial City on the American Periphery, 1766-1803
John Eugene Rodriguez' Spanish New Orleans ist die erste umfassende akademische Analyse der Art und Weise, wie Spanien die größte kaiserliche Stadt seines nordamerikanischen Imperiums regierte. Rodriguez geht davon aus, dass das spanische Imperium zumindest am nördlichen Rand ein Jahrzehnt vor dem Sturz der bourbonischen spanischen Herrscher im Jahr 1808 in die wirtschaftliche und vielleicht auch politische Unabhängigkeit abglitt. Seine Arbeit stellt die Meinung früherer Historiker in Frage, die behaupteten, Lateinamerika sei unter der bourbonischen Herrschaft grundsätzlich konservativ und selbstgefällig gewesen. Stattdessen zeigt Spanish New Orleans, dass die spanischen Herrscher in der Hauptstadt von Louisiana langsam die Kontrolle über drei miteinander verwobene Aspekte der Stadt verloren: Demografie, Handel und politischer Diskurs.
Rodriguez zeigt, wie die multiethnische, mehrsprachige Bevölkerung der Stadt eine zentrale Rolle bei der Förderung des transimperialen Freihandels und insbesondere des Handels mit den Vereinigten Staaten spielte, bis hin zur wirtschaftlichen Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit wiederum veranlasste die bourbonischen Gouverneure in New Orleans, sowohl den wirtschaftlichen als auch den politischen Diskurs in einer Stadt zu führen, die sich den Vereinigten Staaten in jeder Hinsicht immer weiter annäherte. New Orleans war weit davon entfernt, eine periphere Stadt in einer peripheren Kolonie zu sein, und formte bis 1803 das spanische Imperium in einer Weise um, die der spanische König nicht verstehen konnte. Die Kapitel über die Kaufleute, die die Stadt gründeten, die Alphabetisierung und das Justizsystem verdeutlichen den einzigartigen Charakter dieser imperialen Stadt an der amerikanischen Peripherie.
Diese Studie markiert neue methodische Wege für Historiker Lateinamerikas und der frühen US-Geschichte, indem sie enorme Datensammlungen zu Bevölkerung, ethnischer Zugehörigkeit und Wirtschaft heranzieht. Rodriguez analysiert auch bisher unbeachtete spanischsprachige Dokumente aus dem 18. Jahrhundert, darunter Petitionen, Postaufzeichnungen und Militärlisten, und setzt wenig genutzte Instrumente wie die Unterschriftenanalyse ein. Durch die Verwendung von Originalquellen und innovativen Methoden stellt Rodriguez neue und faszinierende Vergleiche zwischen New Orleans und anderen zeitgenössischen spanischen Reichsstädten sowie Städten in den damals expandierenden Vereinigten Staaten an.
In Spanish New Orleans geht Rodriguez über eine einfache Einordnung von New Orleans in die spanische imperiale Geschichte hinaus. Er betrachtet das spanische New Orleans aus einem breiteren Blickwinkel und geht der Frage nach, was das spanische Bourbonenreich an Herausforderungen und Chancen zu bieten hatte, und er beleuchtet, wie ein neues nordamerikanisches Reich eine spanische Stadt so schnell und einfach übernehmen konnte.