
Data Practices: Making Up a European People
Wie die Datenpraktiken der EU Menschen in Kategorien einteilen und wie dies bei der Umsetzung - dem "Aufbau" - Europas als Bevölkerung und Volk eine Rolle spielt.
Was ist "Europa" und wer sind "Europäer"? Data Practices nähert sich dieser zeitgenössischen politischen und theoretischen Frage, indem es sie als ein praktisches Problem des Zählens behandelt. Nur durch die unzähligen Datenpraktiken, die Methoden wie Volkszählungen ausmachen, können die EU-Mitgliedsstaaten ihre nationalen Bevölkerungen kennen, und dies wiederum wird von der EU genutzt, um die Bevölkerung Europas zu verstehen. In diesem Band werden die Datenpraktiken jedoch nicht einfach als Spiegel der Bevölkerung betrachtet, sondern als performativ im doppelten Sinne: Sie stellen gleichzeitig eine europäische Bevölkerung her und tragen damit - absichtlich oder unabsichtlich - auch zur Bildung eines europäischen Volkes bei.
Das Buch entwickelt ein Konzept von Datenpraktiken zur Analyse und Interpretation der Ergebnisse einer gemeinschaftlichen ethnografischen Multisite-Feldforschung, die von einem interdisziplinären Team sozialwissenschaftlicher Forscher im Rahmen des fünfjährigen Projekts "Peopling Europe: How Data Make a People" durchgeführt wurde. Das Buch konzentriert sich auf Datenpraktiken, die die Festlegung und Zuordnung von Menschen zu Kategorien beinhalten, und auf die Frage, was dies für die Darstellung Europas als Bevölkerung und Volk bedeutet. In fünf Hauptkapiteln werden Schlüsselkategorien von Menschen untersucht - gewöhnliche Einwohner, Flüchtlinge, Obdachlose, Migranten und ethnische Minderheiten - und wie sie durch spezifische Datenpraktiken wie Definieren, Schätzen, Rekalibrieren und Ableiten entstehen. Zwei weitere Kapitel befassen sich mit zwei zentralen Subjektpositionen, die Datenpraktiken hervorbringen und erfordern: dem Datensubjekt und dem statistischen Subjekt.