
DEcolonial Heritage: Natures, Cultures, and the Asymmetries of Memory
Der Band versucht, drei lebendige Diskurse unserer Zeit miteinander zu verbinden: Er verbindet postkoloniale und dekoloniale Lesarten kultureller Konflikte mit Bewertungen der ökologischen Dimensionen dieser Konflikte sowie ihrer Bedeutung innerhalb der Diskurse über das natürliche und kulturelle Welterbe. Die Beispiele aus vier Kontinenten reichen vom mittelalterlichen Nahen Osten - der bereits durch eine Konvergenz von ökologischer und sozialer Katastrophe erschüttert wurde - bis hin zu modernen imaginären Konstruktionen mittelalterlicher Wikinger, dem Fortbestehen indigenen Wissens in der Arktis, literarischen Poetiken des Patrimoniums und der Kulturerbepolitik der mediterranen Stadtarchitektur.
Die Autoren fragen, welche Strategien Gesellschaften in Entwicklungsländern anwenden, um ihre kulturelle und ökologische Einzigartigkeit und Integrität zu verteidigen, während sie von Umweltgefahren und hegemonialen "westlichen" Formen des Kulturerbes bedroht sind. Oder wie westliche Gesellschaften ihre eigene Vergangenheit auf eine Art und Weise konstruieren, die manchmal an traditionelle Vorstellungen einer vormodernen Vergangenheit erinnert, die auf ewig in einem "idealen" Moment der Zeit versteinert ist. Koloniale und historische Formen der "Vererbung" menschlicher und nicht-menschlicher Umgebungen, so zeigen die Essays, entsprechen dem dringenden emotionalen Bedürfnis nach einem Gefühl der Stabilität.
Doch das Verlangen nach Nostalgie, das häufig als Ware gehandelt wird, kollidiert mit dem ebenso dringenden Bedürfnis nach politischem und wirtschaftlichem Überleben in einer sich rasch verändernden Welt und angesichts der sich beschleunigenden Extraktionspraktiken. Ohne dieses Dilemma lösen zu können, leistet der Band einen interdisziplinären Beitrag zur intellektuellen Auseinandersetzung mit der asymmetrischen Politik und Poetik des Erbes und des kollektiven kulturellen Gedächtnisses.