
According to the Law": Reading Ezra 9-10 as Christian Scripture"
Christliche Ausleger haben sich aus vielen Gründen mit der Geschichte von Esra 9-10 schwer getan. Ihr offensichtlicher Legalismus und Rassismus sowie ihre Befürwortung der Ehescheidung als Lösung für Mischehen ist für viele Christen inakzeptabel, und doch wird diese Begebenheit implizit positiv dargestellt, und die Erzählung ist ein Teil der Heiligen Schrift.
Was sollte also ein christlicher Leser von einer solchen Geschichte halten, nicht zuletzt aus der Sicht des Neuen Testaments? Die beunruhigenden Aspekte des Vorfalls werden in Teil I durch eine ausführliche Exegese erörtert, in der die rechtliche Argumentation der Exilanten, die in den Gesetzen des Pentateuch wurzelt, dargelegt wird. Teil II erörtert dann Fragen eines breiteren hermeneutischen Rahmens.
Saysell weist darauf hin, dass frühere christliche Annahmen, wie die Kombination aus biblischer Autorität und dem Primat der Erzählung bei der Auslegung, zu einer wenig hilfreichen Lesart von Geschichten führen können, die sie als Beispiele versteht, die man befolgen/vermeiden sollte, anstatt sich auf die Erneuerung des Geistes einzulassen (Röm 12,1-2). Man muss auch bedenken, wie eine so schwierige Frage wie die Mischehen im übrigen Kanon (und in der Tradition) behandelt wird, was die angebotene Lösung relativiert und die Bedeutung des Primärtextes einschränkt.
Insbesondere das Argument des "heiligen Samens" (Esra 9,2), das den Vorwurf des Rassismus hervorruft, erwies sich in der Zeit des Zweiten Tempels als kurzzeitig blühend, aber auf lange Sicht als Sackgasse. Ein Vergleich mit der neutestamentlichen Behandlung einer spezifischen Krise der Mischehen in 1 Kor 7,12-16 sowie mit anderen, gegenwärtigen Lösungen kann aufzeigen, was in der exilischen Argumentation schief gelaufen ist und welche konstruktive Herausforderung der Text als Schrift für den christlichen Leser darstellen kann.