
The Exorcist of Sombor: The Mentality of an Eighteenth-Century Franciscan Friar
Der Exorzist von Sombor untersucht den Lebensweg, die Praxis und die Mentalität eines Franziskanermönchs des 18. Jahrhunderts auf der Grundlage seiner eigenen Briefe und Dokumente, indem er einen Rahmen für die dicht gedrängte Geschichte der Ereignisse zwischen 1766 und 1769 schafft und die Serie von Exorzismus-Skandalen, die in der ungarischen Stadt Sombor ausbrachen, aus sozial- und kulturgeschichtlicher Sicht analysiert.
Der Autor wendet eine Methode an, die die historische Anthropologie, die Ideengeschichte und den Einfluss der italienischen Mikrogeschichte widerspiegelt. Ausgehend von der Tätigkeit eines Exorzistenpriesters in der frühen Neuzeit werden die Dokumente der kirchlichen Höfe und ein umfangreicher Bestand an autographen Briefen gründlich untersucht. Die Analyse dieser Briefe gibt dem Leser die Möglichkeit, sich in die Denkweise eines Menschen aus dem achtzehnten Jahrhundert zu versetzen. Die Forschungsfragen im Zusammenhang mit der Dokumentation zielen darauf ab, die Ursachen für den Konflikt zu ermitteln. Wie war es möglich, dass es innerhalb der Praxis ein und derselben Kirche "richtige" und "falsche" Methoden des Exorzismus gab? Welche Kriterien wurden angewandt, als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestimmte, bis dahin akzeptierte Praktiken als abergläubisch bezeichnet wurden? Wie veränderte sich die Haltung der Priester und Ordensbrüder in der kirchlichen Gesellschaft jener Zeit? Wie kann sich ein Konflikt auf eine Praxis (Heilung durch Exorzismus) konzentrieren, deren Wurzeln Tausende von Jahren zurückreichen? Wie viele verschiedene Varianten der Dämonologie gab es im klerikalen Denken der damaligen Zeit?
Der Exorzist von Sombor ist eine sehr gelungene Quellenanalyse innerhalb der Mikrogeschichte und wird für frühneuzeitliche Historiker, Anthropologen und Kulturforscher, die sich für Mikrogeschichte und Themen wie Religion, Magie, Okkultismus und Hexerei interessieren, von großem Interesse sein.