Bewertung:

Das Buch „Brutality Garden: Tropicalia and the Emergence of a Brazilian Counterculture“ ist eine interdisziplinäre Studie, die sich mit der Geschichte des brasilianischen Modernismus und der Tropicalia-Bewegung befasst und deren komplexe Beziehung zu kultureller Authentizität und politischer Repression beleuchtet. Prof. Christopher Dunn präsentiert eine beeindruckende Erzählung, die historische, musikalische und soziopolitische Analysen verbindet und Schlüsselfiguren und Ereignisse im Kontext der brasilianischen Gegenkultur vorstellt.
Vorteile:Das Buch wird für seine tiefgreifende historische Analyse und seinen interdisziplinären Ansatz gelobt, der Musik, Literatur und sozioökonomische Diskussionen miteinander verbindet. Das Buch gilt als unverzichtbarer Überblick über die Tropicalia-Bewegung sowohl für neue als auch für erfahrene Leser der brasilianischen Geschichte. Die Einbeziehung von Verbindungen zu breiteren künstlerischen Bewegungen erhöht seine Attraktivität weiter.
Nachteile:Einige Rezensenten merkten an, dass das Buch sehr stark auf den historischen Inhalt ausgerichtet ist und dass es von mehr expliziten theoretischen Zitaten profitieren könnte. Außerdem könnte der Eindruck entstehen, dass die Tropicalia-Bewegung eher Eskapismus als direkte politische Aktion fördert, was von orthodoxeren linken Perspektiven kritisiert wurde.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Brutality Garden: Tropicalia and the Emergence of a Brazilian Counterculture
In den späten 1960er Jahren formten brasilianische Künstler eine wegweisende kulturelle Bewegung, die als Tropicalia bekannt wurde. Die von dieser Bewegung inspirierte Musik genießt heute im In- und Ausland große Aufmerksamkeit.
Nur wenige neue Hörer stellen jedoch eine Verbindung zwischen dieser Musik und den Umständen her, unter denen sie entstand, nämlich den gewalttätigsten und repressivsten Tagen des Militärregimes, das Brasilien von 1964 bis 1985 regierte. Tropicalia, das sich in Theater, Kino, bildender Kunst, Literatur und vor allem in der populären Musik manifestierte, artikulierte auf dynamische Weise die Konflikte und Bestrebungen einer Generation junger, urbaner Brasilianer.
Christopher Dunn konzentriert sich auf eine Gruppe von Musikern aus Bahia, einem verarmten Bundesstaat im Nordosten Brasiliens, der für seine lebendige afro-brasilianische Kultur bekannt ist, und zeigt, wie Künstler wie Caetano Veloso, Gilberto Gil, Gal Costa und Tom Ze diese Bewegung zusammen mit den musikalischen und poetischen Vorreitern von Sao Paulo, der modernsten und industrialisiertesten Stadt Brasiliens, schufen. Er zeigt, wie die Tropicalisten sich selektiv kulturelle Praktiken aus Brasilien und dem Ausland aneigneten und parodierten, um die Kluft zwischen dem idealisierten Bild ihres Landes als friedlicher tropischer „Garten“ und der täglichen Brutalität, die seinen Bürgern angetan wird, aufzuzeigen.