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Good Stalin
Der Roman Guter Stalin ist inspiriert von Jerofejews Erfahrungen beim Aufwachsen inmitten der sowjetischen politischen Hierarchie. Sein Vater, ein überzeugter Stalinist, der sein Leben und seine Seele der Partei gewidmet hat, beginnt als Stalins persönlicher Dolmetscher und steigt schnell auf der politischen Leiter nach oben und in den inneren Kreis des Führers auf.
Das Buch spiegelt die prestigeträchtige - und doch prekäre - Stellung der Familie als Mitglieder der Nomenklatura wider. In einer denkwürdigen Szene erinnert sich die Hauptfigur Victor daran, wie er als Kind am Kreml vorbeiging und zu Freunden sagte: "Dort arbeitet mein Vater - er und Genosse Stalin". Die bedingungslose Ergebenheit gegenüber der Kommunistischen Partei fällt dem jungen Viktor jedoch nicht so leicht wie seinem Vater: Als er aufwächst, beginnt er, Geschichten zu schreiben, die von der Partei als "obszöne Literatur" eingestuft werden.
Wie Jerofejew selbst gerät auch Viktor in die Welt der Dissidentenliteratur, verstößt gegen die sowjetischen Zensurgesetze und wird aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Handlungen führen zum Ende der Karriere seines Vaters, gerade zu dem Zeitpunkt, als er hoffte, zum stellvertretenden Außenminister ernannt zu werden.
Jerofejews autobiografischer Roman bietet sowohl die Perspektive eines Kindes als auch die eines Erwachsenen auf mehrere Jahrzehnte der sowjetischen Geschichte. Das Buch dokumentiert nicht nur die Entwicklung eines prominenten Schriftstellers, sondern beleuchtet auch die Entwicklung der sowjetischen Dissidentenbewegung innerhalb der Nomenklatura.