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The Myth of Economic Development
Dieses klassische Werk ist nach wie vor einer der prägnantesten Beiträge zur Dependenztheorie im lateinamerikanischen Kontext.
Furtado stimmte zwar mit anderen Dependenztheoretikern darin überein, dass die Unterentwicklung in der lateinamerikanischen Peripherie strukturell mit der Kapitalakkumulation in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Kern des globalen kapitalistischen Systems zusammenhängt, ging aber noch weiter und argumentierte, dass die Idee der Entwicklung in der Peripherie selbst ein Mythos ist, der die Länder dazu verleitet, sich zum Nachteil ihres menschlichen Wohlergehens auf enge wirtschaftliche Faktoren wie die Investitionsrate und das Exportvolumen zu konzentrieren. Außerdem wären die Kosten der Entwicklung in Form von Umweltzerstörung katastrophal für den Planeten: Die Vorstellung, dass die Armen in Lateinamerika und anderswo eines Tages den Lebensstandard der Reichen von heute genießen könnten, ist in der Praxis nicht realisierbar, und jeder Versuch, den Lebensstil der Wohlhabenden der Welt zu verallgemeinern, würde zum Zusammenbruch der Zivilisation führen.
Das Festhalten an den Vorstellungen von Entwicklung und Fortschritt ist nicht nur irreführend, sondern auch eine Form kultureller Dominanz, die die Kreativität erstickt und die Vorstellung von alternativen Lebensformen blockiert, die besser zu den Lebensbedingungen in Lateinamerika und anderswo passen würden. Diese vorausschauende Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung und Unterentwicklung in Lateinamerika ist auch heute noch relevant und wird für alle von Interesse sein, die sich mit Fragen der politischen Ökonomie und Kultur im globalen Süden befassen, sowie für Studierende und Wissenschaftler in den Bereichen politische Ökonomie, Entwicklungsstudien, Lateinamerikanistik und kritische Theorie.