
The Prague Spring as a Laboratory
Rückblickend erscheint der Prager Frühling als ein kohärentes, aber erfolgloses Experiment, eine Synthese aus westlicher Demokratie und Sozialismus zu finden.
Diese Sichtweise lässt jedoch außer Acht, dass unterschiedliche Gruppen und Individuen an diesen Entwicklungen beteiligt waren und den Prager Frühling in der Tschechoslowakei mit ihren ganz unterschiedlichen beruflichen, generationellen, nationalen und geschlechtsspezifischen Erfahrungen geprägt haben. Was im Nachhinein als zielgerichtete Reformbewegung oder als „unterbrochene Revolution“ erscheint, glich in den Augen der Protagonisten eher der Situation in einem Labor, in dem sie mit ungewissem Ausgang an neuen Synthesen arbeiteten.
Im Mittelpunkt des Bandes stehen die Vorstellungen der Protagonisten von Politik, Gesellschaft und ihren Reformplänen. Von besonderem Interesse ist die Frage, welche neuen Gedanken über das Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst in der Tschechoslowakei entwickelt wurden.