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The Space of Words: Exile and Diaspora in the Works of Nelly Sachs
Nelly Sachs (1891-1970) gilt seit langem als eine der bedeutendsten Dichterinnen des Holocaust. Ihre Konzeption von Sprache und Wort als Landschaft wurde von Wissenschaftlern und Kritikern als exilischer Heimatersatz für die verlorene deutsche Heimat einer vertriebenen Dichterin verstanden.
Diese Lesart stützt sich jedoch ausschließlich auf ihre Nachkriegsgedichte. Eine solche isolierte Betrachtung ihres komplexen Werks ist historisch zunehmend problematisch; sie steht auch im Widerspruch zu Sachs' generell zyklischem poetischen Prozess. In „Der Raum der Worte“ bietet Jennifer Hoyer die erste nachhaltige kritische Analyse von Sachs' weitgehend unanalysierter Vorkriegslyrik und -prosa sowie die erste Analyse, die die strukturellen und thematischen Verbindungen zwischen den Vorkriegswerken und der mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Nachkriegslyrik untersucht.
Durch genaue Lektüre von Sachs' Vorkriegs- und Nachkriegswerken zeigt Hoyer eine diasporische statt exilische Konzeption der Sprachlandschaft auf, eine Position des ständigen Umherwanderns statt der statischen Sehnsucht nach Rückkehr. Diese diasporische Poetik fördert die intellektuelle und sprachliche Kraft des Wanderers und eröffnet neue Einsichten in die wesentliche Bedeutung von Sachs als Dichter des Holocaust und als deutsch-jüdischer Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts, der sich vor der Verbindung von literarischer Sprache mit Geopolitik und der Erzählung von Nationen hütet.