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The Strange Non-Death of Neo-Liberalism
(Preisträger des Preises der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Die Finanzkrise schien eine fundamentale Herausforderung für den Neoliberalismus darzustellen, das Gedankengut, das in den letzten Jahrzehnten die politische Orthodoxie der meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften bildete. Colin Crouch argumentiert in diesem Buch, dass der Neoliberalismus diese Herausforderung abwehren wird. Der Grund dafür ist, dass es im Neoliberalismus zwar scheinbar um freie Märkte geht, in der Praxis aber um die Vorherrschaft der großen Unternehmen über das öffentliche Leben. Dies wurde durch die jüngste Finanzkrise und die Einsicht, dass bestimmte Finanzunternehmen "zu groß zum Scheitern" sind, eher noch verstärkt als gebremst. Auch wenn ein Großteil der politischen Debatte sich nach wie vor mit den Konflikten zwischen Markt und Staat befasst, sind die Auswirkungen der Unternehmen auf diese beiden Bereiche heute weitaus wichtiger.
Mehrere Faktoren haben uns in diese Situation gebracht:
⬤ Am offensichtlichsten ist die Lobbymacht der Unternehmen, deren Spenden für geldgierige Politiker und Parteien immer wichtiger werden;
⬤ Die Schwächung der Wettbewerbskräfte durch Unternehmen, die groß genug sind, um ihre Märkte zu gestalten und zu beherrschen;
⬤ Die Macht über die öffentliche Politik, die von Unternehmen ausgeübt wird, die besondere Beziehungen zur Regierung unterhalten, da sie öffentliche Dienstleistungen in Auftrag geben;
⬤ Die moralische Initiative, die von Unternehmen ergriffen wird, die ihre eigene Agenda der sozialen Verantwortung von Unternehmen entwickeln.
Sowohl die demokratische Politik als auch der freie Markt werden durch diese Prozesse geschwächt, aber sie sind weitgehend unvermeidlich und nicht immer gleichgerichtet. Die Hoffnung für die Zukunft kann daher nicht darin liegen, sie zu unterdrücken, um entweder eine reine Marktwirtschaft oder eine asoziale Gesellschaft zu erreichen. Sie liegt vielmehr darin, den Konzernriesen in die politische Auseinandersetzung zu ziehen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die kleinen, finanzschwachen Kampagnengruppen, die mit wenig Unterstützung der etablierten Parteien versuchen, die soziale Verantwortung der Unternehmen durchzusetzen.