Bewertung:

Die Rezensionen zu Stephen Spenders „The Temple“ zeigen eine gemischte Sichtweise, wobei der einzigartige historische Kontext und der Schreibstil gewürdigt, aber auch das Tempo und die Tiefe des Buches kritisiert werden. Einige Leser fanden es ergreifend und spiegelten die Vorkriegsatmosphäre wider, während andere es als langweilig und schlecht geschrieben bezeichneten.
Vorteile:Einzigartige und historische Perspektive auf das Vorkriegsdeutschland und die Bloomsbury-Gruppe.
Nachteile:Schöne, elegante Prosa, die diejenigen anspricht, die eine gute Schreibe zu schätzen wissen.
(basierend auf 10 Leserbewertungen)
The Temple
Die Geschichte hinter diesem Roman eines der großen britischen Dichter und Literaten des 20. Jahrhunderts ist fast so bemerkenswert wie das Buch selbst. Vor nicht allzu langer Zeit erzählte ein Freund, der gerade aus Amerika zurückgekehrt war, dem Autor, dass er in der Spender-Manuskriptsammlung der Universität von Texas einen Roman mit dem Titel The Temple aus dem Jahr 1929 gelesen habe. Stephen Spender besorgte sich sofort ein Exemplar seines alten Manuskriptentwurfs - der Anfang der dreißiger Jahre von seinem Londoner Verleger gelobt wurde, aber wegen des sensiblen Inhalts und aus Angst vor Verleumdungsklagen unveröffentlicht blieb - und las es mit erstaunlichem Vergnügen. Dann schrieb er es teilweise um, wobei er darauf achtete, seine glühende Jugendlichkeit, seine Unschuld und seinen Zynismus sowie die Unmittelbarkeit seines Blicks auf die letzten Tage des Weimarer Deutschlands am Vorabend der Machtergreifung Hitlers nicht zu schmälern.
Es handelt sich, wie nicht anders zu erwarten, um einen autobiografischen Roman. Neben dem Protagonisten sind auch die beiden anderen Mitglieder des berühmten Dreigestirns Auden-Spender-Isherwood lebendig und unverhüllt präsent. Es handelt sich um die Erlebnisse eines zwanzigjährigen Oxforder Dichters, der in Hamburg Urlaub macht und dann mit zwei Begleitern den Rhein hinunterfährt. Wir sehen seine Reaktion auf die braungebrannten jungen Deutschen - die Kinder der Sonne -, ihre Freundschaften, Partys, Sexualität, FKK (vor allem ihr Kult des nackten Körpers) und all den launischen Hedonismus, der bald unter den Nazis verschwinden sollte.
Natürlich ist Der Tempel ein Roman von historischer und literarischer Bedeutung. Aber er ist auch eine unterhaltsame und bewegende Geschichte des Erwachens eines jungen Mannes.