Bewertung:

Francine Marie Tolfs Gedichtband „Prodigal“ wird für seine scharfen Beobachtungen und seine meditative Qualität gelobt, die Themen der Natur, der Spiritualität und der menschlichen Erfahrung miteinander verweben. Die Leserinnen und Leser schätzen ihr handwerkliches Können und die emotionale Tiefe ihres Werks, das persönliche Erfahrungen mit weiter gefassten existenziellen Themen verbindet.
Vorteile:⬤ Akribische Handwerkskunst und scharfe Beobachtungen.
⬤ Die Fähigkeit, persönliche und tiefgründige Themen wirkungsvoll zu verbinden.
⬤ Meditative und suggestive Poesie, die emotional mitschwingt.
⬤ Auseinandersetzung mit komplexen Themen wie moralischen Dilemmata und historischen Erzählungen.
⬤ Die Sprache wird gekonnt eingesetzt, um Unsicherheiten und Dankbarkeit zu erkunden.
Einige Leser könnten den zeitgenössischen poetischen Stil als schwierig oder subjektiv empfinden, was den Zugang zu dem Buch einschränken könnte. Außerdem könnten diejenigen, die mit dem früheren Werk des Autors nicht vertraut sind, nicht alle thematischen Zusammenhänge erfassen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Prodigal
"Wir haben unsere Fähigkeit zu benennen verloren", schreibt Francine Marie Tolf: "Wir sagen Antilope, Eule, / als hätten diese Worte Macht. / Als ob sich die Namen der Tiere nicht längst / in Tiere zurückverwandelt hätten." Damit legt Tolf die Hauptthemen ihres zweiten Gedichtbandes Prodigal dar: Natur, Tiere und Sprache - und ein viertes: die Entdeckungen, die sich ergeben, wenn sich einer dieser verschlungenen Lebensstränge mit einem anderen überschneidet.
Tolf schreckt nicht vor der Grausamkeit zurück, die der Mensch der Erde und anderen Tieren zufügt, sondern ermutigt uns stattdessen zum Nachdenken und Verstehen, wenn wir es können. "In This Rain" und "A Good Thing" sind kurze, aber erschütternde Beispiele. Doch in dieser Sammlung fein abgestimmter Gedichte halten sich Trauer und Empörung mit tiefer Freude und Entzücken die Waage.
Vielschichtig und intim bietet Prodigal Hoffnung, die sich nicht aus billig gewonnenen Gefühlen speist, sondern aus einer zutiefst persönlichen Überzeugung, die aus einem unvollkommenen und mitfühlenden Herzen entspringt: "In seinem Zentrum, / kehrt sich der Kreis um: / die Nahrungskette bricht zusammen, / der Löwe frisst Stroh. / Doch die Tränen werden nicht umgedreht, / sondern abgewischt.
/ So notwendig für mich, dieser Gott, / der die Tränen fallen lässt. / Der den Kummer einer Wachtel / mit seiner eigenen Hand berührt.".