
German Romanticism and Latin America: New Connections in World Literature
In der allgemeinen Vorstellung stellt der bahnbrechende Entdecker Alexander von Humboldt (1769-1859) die Verbindung zwischen dem Deutschland der Romantik und Lateinamerika dar. Doch die Rezeption und kritische Aufarbeitung der deutschen romantischen Kultur reicht weit über Humboldts Erbe hinaus und beeinflusst auch das zeitgenössische lateinamerikanische Schreiben. Die ersten Reaktionen auf die europäische romantische Tradition waren tief in den kulturellen Nationalismus der neuen unabhängigen Nationalstaaten eingebettet. Die Deutschen des 19. Jahrhunderts begegneten der Region jedoch häufig durch Reiseschriftstellerei und Landschaftsmalerei, im Kontext eines Marktes für exotische Bilder im Zeitalter der europäischen Reiche. Heute problematisieren lateinamerikanische Autoren diese historische Beziehung, aber ihre Arbeit erinnert auch an die formalen Innovationen der deutschen Romantik: Nicht-Schließen, Fragmentierung, Gattungssubversion und Übersetzung als sprachliche Neuerfindung. Diese werden zu Formen des Widerstands gegen einen literarischen Weltmarkt, der auf ästhetischer Ebene die koloniale Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Gesehenen reproduziert.
Mit seiner umfassenden Untersuchung dieser kulturellen Affinitäten führt dieser Band in ein Teilgebiet der Weltliteratur ein, das sprachliche, zeitliche und räumliche Grenzen überschreitet, und analysiert es.
Jenny Haase ist Professorin für Spanische und Lateinamerikanische Literaturen und Kulturen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Joanna Neilly ist außerordentliche Professorin für Deutsch an der Universität Oxford und Tutorial Fellow am St. Peter's College.