Deutschland: Eine Nation in ihrer Zeit: Vor, während und nach dem Nationalismus, 1500-2000

Bewertung:   (4,6 von 5)

Deutschland: Eine Nation in ihrer Zeit: Vor, während und nach dem Nationalismus, 1500-2000 (Walser Smith Helmut)

Leserbewertungen

Zusammenfassung:

Das Buch präsentiert eine umfassende Geschichte Deutschlands von 1500 bis zur Gegenwart, wobei die Konzepte des Nationalismus und der deutschen Identität durch eine kulturelle Brille betrachtet werden. Es bietet zwar aufschlussreiche Analysen und gründliche Beschreibungen von Ereignissen und Personen, weist aber auch erhebliche Mängel in Bezug auf Lesbarkeit, Struktur und Produktionsqualität auf.

Vorteile:

Das Buch ist gut recherchiert, informativ und bietet eine einzigartige kulturelle Perspektive auf die deutsche Geschichte. Viele Rezensenten loben den fesselnden Schreibstil, die Gründlichkeit und die profunden Kenntnisse des Autors, die das Buch zu einem wichtigen Beitrag für die Germanistik machen. Es verbindet historische Ereignisse mit kulturellen Entwicklungen auf effektive Weise.

Nachteile:

Die Produktionsqualität des Buches wird kritisiert, wobei Probleme mit dem Einband und unleserliche Karten bemängelt werden. Einige Leser finden die Gliederung und Struktur des Buches mangelhaft, da es von einer chronologischen Geschichte abweicht und manchmal wichtige Themen auslässt, was es für Anfänger weniger zugänglich macht. Außerdem werden bestimmte Interpretationen des Nationalismus und des Holocausts von einigen Lesern als problematisch angesehen.

(basierend auf 15 Leserbewertungen)

Originaltitel:

Germany: A Nation in Its Time: Before, During, and After Nationalism, 1500-2000

Inhalt des Buches:

Fast ein Jahrhundert lang haben Historiker Deutschland als ein wütendes, nationalistisches Land dargestellt, das in einem Meer von Aggressionen geboren wurde. Nicht so, sagt Helmut Walser Smith, der in dieser bahnbrechenden 500-jährigen Geschichte - dem ersten umfassenden Band, der weit über den Zweiten Weltkrieg hinausgeht - die traditionellen Vorstellungen von Deutschlands konfliktreicher Vergangenheit in Frage stellt und eine Nation offenbart, die thematisch weitaus komplizierter ist, als sich die Historiker des zwanzigsten Jahrhunderts vorgestellt haben.

Smiths dramatische Erzählung beginnt mit den ersten Anzeichen einer Nation in den 1500er Jahren, als visionäre Kartographen und abenteuerlustige Reisende darum kämpften, diese embryonale Nation abzugrenzen und zu definieren. Entgegen der weit verbreiteten Auffassung waren die Menschen, die Deutschland zuerst beschrieben, von friedlichem Temperament, und die verhängnisvolle Ideologie des deutschen Nationalismus sollte erst Jahrhunderte später in die Geschichte der Nation eingehen. Indem er die erheblichen Spannungen zwischen der Idee der Nation und der Ideologie ihres Nationalismus nachzeichnet, zeigt Smith eine Nation, die sich ständig neu erfindet, und erklärt, wie der radikale Nationalismus Deutschland schließlich in eine völkermordende Nation verwandelte.

Smiths Ziel ist also nichts Geringeres, als unser Verständnis von Deutschland neu zu definieren: Ist es im Wesentlichen eine kriegerische Nation, die über sechs Millionen Menschen ermordet hat? Oder ein friedliches Modell der toleranten Demokratie des 21. Jahrhunderts? Und war es unvermeidlich, dass das Land, das Goethe und Schiller, Heinrich Heine und K. Kollwitz hervorbrachte, auch einen Völkermord von noch nie dagewesenem Ausmaß verüben würde?

In einer Kombination aus ergreifender Prosa und der Strenge eines Historikers stellt Smith die nationale Euphorie nach, die den Beginn des Ersten Weltkriegs begleitete, gefolgt von der existenziellen Verzweiflung, die durch Deutschlands vernichtende Niederlage ausgelöst wurde. Diese psychische Verwüstung sollte gleichzeitig den Ruhm der Bauhaus-Moderne und den kometenhaften Aufstieg der Nazi-Partei hervorbringen.

Nirgendwo zeigt sich Smiths Meisterschaft deutlicher als in seinem Kapitel über den Holocaust, in dem er das Morden nicht nur durch die Tragödien Westeuropas betrachtet, sondern auch durch die Brille der ländlichen Weiler und Ghettos Polens und Osteuropas, aus denen mehr als 80 % aller ermordeten Juden stammten. Damit dehnt er das Ausmaß der Schuld weit über die hohen Ränge von Hitlers Kreisen hinaus bis auf die lokale Ebene aus. Auf allen Seiten untersucht Deutschland auch die unverzichtbare, aber übersehene Rolle, die deutsche Frauen in der Geschichte des Landes gespielt haben, und hebt große Künstlerinnen und Revolutionärinnen sowie die schreckliche, selten anerkannte Gewalt hervor, die der Krieg den Frauen angetan hat.

Reich bebildert, mit von der Autorin erstellten Originalkarten, ist Deutschland: Eine Nation in ihrer Zeit ist ein umfassender Bericht, der nichts weniger tut, als unser Verständnis von Deutschland für das einundzwanzigste Jahrhundert neu zu definieren.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9780871404664
Autor:
Verlag:
Einband:Hardcover
Erscheinungsjahr:2020
Seitenzahl:608

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Letzte Änderung: 2024.11.13 22:11 (GMT)