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Diagnostic Cultures: A Cultural Approach to the Pathologization of Modern Life
Einige Studien gehen davon aus, dass jedes Jahr etwa ein Viertel der Bevölkerung der westlichen Länder an mindestens einer psychischen Störung leiden wird. Sollte dies als Beweis für den Fortschritt der Psychiatrie gewertet werden, einer Disziplin, die nun in der Lage ist, psychische Krankheiten zu erkennen und zu behandeln, die es schon immer gab, oder könnte es sein, dass das moderne Leben irgendwie neue Bedingungen oder soziale Pathologien schafft? In diesem Buch wird argumentiert, dass sich in den letzten Jahren etwas Grundlegenderes ereignet hat: die Entwicklung von Diagnosekulturen.
Unter Berücksichtigung des Phänomens, dass Patienten selbst auf eine Pathologisierung "drängen" - und damit anerkennen, dass es sich nicht einfach um einen Fall handelt, in dem die Psychiatrie eine Agenda der "Medikalisierung von oben" verfolgt -, untersucht dieser Band die sich abzeichnende Tendenz, unsere Leiden im Sinne psychiatrischer Konzepte und diagnostischer Kategorien zu interpretieren. Anhand neuer empirischer Fallstudien psychologischer Diagnosen, darunter Depression und ADHS, und unter Verwendung kulturpsychologischer und soziologischer Analysen wird die Entwicklung zeitgenössischer Diagnosekulturen aufgezeigt und die Frage gestellt, ob wir bei der Umwandlung existenzieller, moralischer und politischer Belange in individuelle psychiatrische Störungen Gefahr laufen, die größeren historischen und sozialen Kräfte, die unser Leben beeinflussen, aus den Augen zu verlieren.
Diagnostic Cultures ist eine bahnbrechende Untersuchung des Wandels hin zur Pathologisierung des Leidens und der Gefahren, die dies für das menschliche Selbstverständnis mit sich bringt. Sie wird für Wissenschaftler der Sozialtheorie und Philosophie, der Kultursoziologie, der Psychologie sowie der Gesundheits- und Medizinsoziologie von Interesse sein.