
Diaspora and Law: Culture, Religion, and Jurisprudence Beyond Sovereignty
Das Recht ist heute nicht mehr homogen und unumstritten. Verschiedene, sich überschneidende Rechtssysteme interferieren ständig miteinander, sowohl auf internationaler Ebene, in komplexen transnationalen Zusammenhängen wie der Europäischen Union oder den Menschenrechten, aber auch im Kontext kultureller Vielfalt oder bei Konflikten zwischen religiösen Normen und zivilen Institutionen, zwischen Minderheiten und der Macht des Staates.
Andererseits steht die Neutralität des Rechts auch unter wachsendem Druck, sei es von verschiedenen globalen transnationalen Akteuren oder innerhalb der Nationalstaaten, wo gefordert wird, das Recht an den Willen des "Volkes" anzupassen. Die hitzige europäische Debatte über die "Flüchtlingskrise" hat deutlich gemacht, dass das Recht notwendiger ist denn je und dennoch grundsätzlich umstritten, vielleicht sogar in Widersprüchen und Selbstbeschränkungen gefangen ist.
Zugleich erlaubt uns die aktuelle Perspektive auf rechtliche Probleme, Fragen der Vielfalt und der Rolle Europas in der globalisierten Welt klarer zu thematisieren. Die Beiträge dieses Buches nehmen diese jüngsten Entwicklungen und Debatten zum Ausgangspunkt, um aus der Perspektive verschiedener Disziplinen die drängende Frage zu erörtern, wie das Zusammenleben im neuen Jahrtausend gestaltet werden kann und wie die lange Geschichte des Rechts vor, neben und nach dem dominanten Paradigma des Staatsrechts zu gestalten ist.