Bewertung:

Das Buch bietet eine umfassende und gut recherchierte Geschichte der amerikanischen Irrenanstalten, wobei der Schwerpunkt auf ihrer architektonischen Entwicklung und der gesellschaftlichen Einstellung zur psychischen Gesundheit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Es wird zwar für seine gründliche Recherche und seinen fesselnden Schreibstil gelobt, muss sich aber auch Kritik gefallen lassen, die sich auf Ungenauigkeiten in der Geschichte der Psychiatrie und den Wunsch nach mehr Anschauungsmaterial bezieht.
Vorteile:⬤ Gründliche Recherche und detaillierte Analyse
⬤ ansprechender Schreibstil
⬤ gut illustriert mit gutem Bildmaterial
⬤ behandelt ein faszinierendes und wenig erforschtes Thema
⬤ nützlich sowohl für allgemeine Leser als auch für Wissenschaftler
⬤ gibt Einblick in die Beziehung zwischen Architektur und Behandlung von psychisch Kranken.
⬤ Kleine Schriftgröße
⬤ nicht genügend Fotos
⬤ einige Ungenauigkeiten in Bezug auf die Geschichte der Psychiatrie wurden festgestellt
⬤ kann für Gelegenheitsleser zu dicht sein
⬤ einige Leser wünschten sich mehr Informationen über bestimmte Gebäude und Innenaufnahmen.
(basierend auf 26 Leserbewertungen)
The Architecture of Madness: Insane Asylums in the United States
Aufwendig konzipierte und prächtig gebaute Irrenhäuser - deren Erscheinungsbild von klassischen Tempeln bis hin zu gotischen Schlössern reichte - waren einst ein alltäglicher Anblick am Rande amerikanischer Städte und Gemeinden. Viele dieser Gebäude wurden vor langer Zeit abgerissen, und die verbliebenen stehen als düstere Erinnerung an ein oft grausames System. Jahrhunderts verkörperten diese Anstalten die unter Ärzten und Sozialreformern weit verbreitete Überzeugung, dass Wahnsinn eine heilbare Krankheit sei und dass die Umgebung - insbesondere die Architektur - das wirksamste Mittel zur Behandlung darstelle.
In The Architecture of Madness (Die Architektur des Wahnsinns) erzählt Carla Yanni eine fesselnde Geschichte des therapeutischen Designs, von den ersten zweckgebundenen Einrichtungen für Geisteskranke in Amerika bis zur Bauwut der Irrenhäuser in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Im Mittelpunkt von Yannis Untersuchung steht Dr. Thomas Kirkbride, ein in Pennsylvania geborener Quäker, der in den 1840er Jahren ein neuartiges Konzept für die Unterbringung von Geisteskranken entwickelte, bei dem die Segregation nach Schwere der Krankheit, die Erleichterung der Behandlung und Überwachung sowie die Belüftung im Vordergrund standen. Nach dem Bürgerkrieg entwarfen amerikanische Architekten überall im Land Krankenhäuser nach dem Kirkbride-Plan.
Noch vor Ende des Jahrhunderts begann das Interesse am Kirkbride-Plan zu schwinden. Viele der Anstalten waren zu menschlichen Lagerhäusern verkommen, was die Argumente gegen die von Kirkbride befürworteten monolithischen Strukturen verstärkte. Gleichzeitig begann die Ärzteschaft, einen eher neurologischen Ansatz zur Behandlung von Geisteskrankheiten zu verfolgen, bei dem die Architektur als weitgehend irrelevant für die Behandlung angesehen wurde.
Das reich bebilderte Buch The Architecture of Madness ist ein frischer und origineller Blick auf die jahrhundertelange Beschäftigung des amerikanischen medizinischen Establishments mit der therapeutischen Architektur als Mittel zur Heilung sozialer Missstände.
Carla Yanni ist außerordentliche Professorin für Kunstgeschichte an der Rutgers University und die Autorin von Nature's Museums: Victorian Science and the Architecture of Display.