
The Aristotelian Tradition in Early Modern Protestantism: Sixteenth- And Seventeenth-Century Commentaries on the Ethics and the Politics
Aristoteles' moralisches und politisches Denken bildete während der klassischen und mittelalterlichen Epoche jahrhundertelang das Rückgrat der Ausbildung in praktischer Philosophie. Es wurde jedoch oft angenommen, dass diese Tradition mit dem Aufkommen der protestantischen Reformation gebrochen wurde.
Ursprünglich ein Thema der römisch-katholischen Polemik, wurde diese Interpretation des protestantischen Verhältnisses zu Aristoteles allmählich auch Teil des protestantischen Selbstverständnisses. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Lehrplan der frühen protestantischen Schulen hat dazu geführt, dass Luthers abschätzige Bemerkungen über Aristoteles als repräsentativ für die frühe protestantische Lehre angesehen werden. In Die aristotelische Tradition im frühneuzeitlichen Protestantismus zeigt Manfred Svensson, dass die Tage dieser Sichtweise als dominantes Narrativ vorbei sind.
Zwischen 1529 und 1670 veröffentlichten die Protestanten etwa 55 Kommentare zur Ethik und etwa 15 zur Politik, von denen einige in zahlreichen Auflagen erschienen. An den Akademien und Universitäten in lutherischen und reformierten Gebieten bildete die Auslegung dieser Werke während der gesamten Reformationszeit und in der Zeit nach der Reformation das Rückgrat der moralischen und politischen Bildung.
Diese Tradition ist jedoch weitgehend unter dem Radar verschwunden und wird nun zum ersten Mal umfassend dargestellt. Svensson erörtert den mittelalterlichen Kontext und die Schuld des Aristotelismus der Renaissance, stellt die Beziehungen zwischen diesen Kommentaren und ihren Verfassern dar, präsentiert ihr gemeinsames Verständnis von praktischer Philosophie in ihrer Beziehung zum christlichen Glauben und bietet eingehende Erörterungen der wichtigsten ethischen und politischen Konzepte.