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The Army of the Manchu Empire: The Conquest Army and the Imperial Army of Qing China, 1600-1727
In diesem Buch wird die Armee der Mandschu bzw. der Qing in all ihren Aspekten beschrieben und analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Qing-Armee im siebzehnten und frühen achtzehnten Jahrhundert, weil dies die Zeit ist, in der das Militärsystem der Mandschu seine eigenen Merkmale entwickelt und seine Reife erreicht hat. Nachdem es dies erreicht und dabei eines der größten jemals errungenen Reiche erobert hatte, veränderte sich die Qing-Armee bis etwa 1850 nur wenig, als der Taiping-Krieg den Anfang vom Ende des Qing-Reiches markierte und den Charakter des mandschurischen Militärsystems veränderte.
In ihrer Blütezeit errang die Qing-Armee eine Reihe bedeutender Siege. Zunächst eroberte sie das Ming-China. Die Qing errangen immer wieder Siege gegen zahlenmäßig überlegene Ming-Armeen. Die Qing-Armee operierte als Kombinationsarmee, die erfolgreich die verschiedenen Stärken von Kavallerie, Infanterie und Artillerie kombinierte. Die Qing-Armee war aus kulturellen und historischen Gründen besonders stark in der Kavallerie, wie man es von einer Macht erwarten konnte, die zahlreiche Mongolen in ihre Reihen aufgenommen hatte. Auf strategischer Ebene ermöglichte diese enge Zusammenarbeit mit den Steppennomaden und das dadurch gewonnene tiefe Verständnis der Steppenpolitik und der politischen Systeme der Nomadenstaaten dem Qing-Staat, seine Grenzen weiter nach Norden und Westen auszudehnen als jeder frühere sesshafte Herrscher Chinas.
In den tropischen Ländern südlich von China erlebte die Qing-Armee sowohl Siege als auch schwere Verluste, insbesondere durch Krankheiten. Darin wies sie Ähnlichkeiten mit den verschiedenen europäischen Armeen jener Zeit auf. Die portugiesischen Kolonialtruppen in Südchina stellten für die Eroberungen der Qing kein Hindernis dar.
Der vielleicht deutlichste Hinweis auf die Vielseitigkeit des Qing-Militärsystems war die erfolgreiche Eindämmung der damals sehr aktiven russischen Expansion. Die beiden Verträge von Nertschinsk (1689) und Kyachta (1727) legten die mandschurisch-russische Grenze genau dort fest, wo die Mandschus sie haben wollten, und die von den Mandschus gewählte Grenze blieb bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts unangefochten. In der Tat bildet die damals festgelegte Grenze bis heute das Rückgrat der nationalen Grenzen der Region.
In diesem Buch präsentiert Michael Fredholm von Essen neue Forschungsergebnisse über eine Armee und militärische Kampagnen, die bisher nur selten in englischer Sprache beschrieben wurden. Er erläutert die Entwicklung der Mandschu-Eroberungsarmee und der kaiserlichen Qing-Armee und beschreibt das Militärsystem des Qing-China, das bis 1912 eine Vielzahl von Feinden bekämpfte, von Ming-Chinesen, Mongolen und Tibetern bis zu Russen und westlichen Kolonialarmeen.
Während in den letzten Jahren zahlreiche akademische Werke zu allen Aspekten der mandschurischen Geschichte, Kultur und Sprache erschienen sind, befasst sich keines ausschließlich mit dem mandschurischen Militärsystem, und wenn diese Werke militärische Angelegenheiten berühren, sind sie oft vage im Detail und widersprüchlich. Eine umfassende Militärgeschichte der Mandschu muss erst noch geschrieben werden, aber dazu muss man erst einmal verstehen, wie das Mandschu-Militär in der Praxis funktionierte, im Gegensatz zu Theorie und wissenschaftlichem Wunschdenken. Das vorliegende Buch hat sich genau dies zum Ziel gesetzt.