
Judging the Judges: A Narrative Appraisal Analysis
Das Buch der Richter ist voll von Figuren mit ambivalenter moralischer Integrität und Handlungen von zweifelhaftem Anstand, wie Jaels Mord an Sisera und die Opferung von Jephthas Tochter. Und doch lassen die knappe Erzählung und der zurückhaltende Erzähler den ethischen Charakter dieser Handlungen häufig im Zweifel. Um zu vermeiden, dass zeitgenössische Weltanschauungen und Ethiken in diesen antiken Text hineingelesen werden, wendet Mary L. Conway bei ihrer Analyse der Geschichten der sechs Hauptrichter eine Mischung aus erzählerischen und funktionalen linguistischen Theorien an, um die verbindende ideologische Haltung des Buches genauer zu bestimmen.
Mit einem interdisziplinären Ansatz, der die Konzepte der Erzählperspektive und der Bewertungstheorie verwendet, bewertet Conway die Richter in ihrem historischen Kontext, um festzustellen, ob ihre Handlungen normativ oder abweichend sind. Die lexikogrammatischen und ideengeschichtlichen Belege, die sich aus dieser Methodik ergeben, offenbaren Kontraste und Verläufe innerhalb und zwischen den Erzählungen, die, wie Conway argumentiert, Einblicke in den Charakter und die Handlungen der Israeliten und JHWHs sowie in die Beziehung zwischen ihnen ermöglichen.
In dieser bahnbrechenden Studie stellt Conway einen neuen Ansatz für die Bibelauslegung vor, der die Ethik des Buches der Richter offenlegt. Das Buch wird für Bibelwissenschaftler, insbesondere für Alttestamentler, sowie für Seminaristen und Pastoren von Interesse sein.