
The Relational Dynamics of Enchantment and Sacralization: Changing the Terms of the Religion Versus Secularity Debate
In diesem Band werden die Konzepte der Verzauberung und der Sakralisierung im Lichte von Perspektiven neu beleuchtet, die die moderne Vorstellung in Frage stellen, dass der Mensch (allein) das Maß aller Dinge ist. Wie Bruno Latour argumentiert hat, führte der Kampf gegen den Aberglauben dazu, die Macht von Gott/Göttern auf den Menschen zu verlagern und damit die Handlungsfähigkeit aller anderen Objekte in der Welt zu disqualifizieren.
Könnte man Verzauberung und Sakralisierung auch anders verstehen als durch diesen Kampf zwischen allmächtigen Göttern und allmächtigen Menschen? Könnte Verzauberung so verstanden werden, dass sie Prozesse umfasst, in denen Macht und Kontrolle nicht so klar und eindeutig verteilt sind? Wie die Sozialkonstrukteure betont Latour, dass die Dinge konstruiert sind; doch wie viele andere neue Materialisten, etwa Jane Bennett, Manuel De Landa und Karen Barad, betont er, dass diese Konstruktion nicht das Ergebnis der Projektion von Bedeutung auf eine passive und bedeutungslose Welt ist, sondern eine Sache kompositorischer Leistungen, bei der sich die Akteure gegenseitig zusammensetzen und sich gegenseitig in ihrer Handlungsfähigkeit einrahmen, ermöglichen und abgrenzen. Damit wird die aktive und verwobene Beteiligung der Akteure jenseits des Rahmens Mensch gegen Gott(e) anerkannt, der dem modernistischen Projekt zugrunde lag. Verzauberung und Sakralisierung als kompositorisch und relational konstruiert zu verstehen, bedeutet nicht dasselbe wie sie als allein von Menschen konstruiert zu verstehen.
Was das bedeutet, ist eine der Hauptfragen, die in diesem Buch gestellt werden. Mit anderen Worten: Wenn Verzauberung und Sakralisierung nicht (nur) im Sinne einer Projektion anthropozentrischer Bedeutung auf stumme Objekte verstanden werden, was sind dann einige vielversprechende alternative Ansätze - alte und neue - und welche Auswirkungen haben sie auf unser Verständnis der Moderne und auf die Methode und Theorie der Religionswissenschaft?