
Dynamics of an Authoritarian System: Hungary, 2010-2021
Dieses konzeptionell synthetische und empirisch reichhaltige Buch zeigt die Anfälligkeit demokratischer Systeme für Autoritarismus und Populismus.
Sechs Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten untersuchen hier die Metamorphose einer politischen Partei in ein zentralisiertes autoritäres System. Viktor Orbn und seine Fidesz-Partei brauchten weniger als zehn Jahre, um diesen Wandel in Ungarn zu vollziehen.
Nachdem sie 2010 eine verfassungsändernde Mehrheit - zwei Drittel der Parlamentssitze - errungen hatten, entwickelten sie das System weiter und stabilisierten es, so dass sie 2014 und 2018 erneut eine Zweidrittelmehrheit erreichten. Die Autoren zeigen auf, wie ein demokratisches Umfeld als Mittel zur politischen Vereinnahmung genutzt werden kann. Sie zeigen, wie es einem politischen Gebilde gelungen ist, fast alle Teilbereiche der Wirtschaft zu durchdringen, um zu einer institutionalisierten Korruption zu gelangen, und wie sich die zentralisierte Machtstruktur selbst reproduziert.
Mit Hilfe eines leistungsfähigen empirischen Apparats - unter anderem Analysen von mehr als 220.000 öffentlichen Ausschreibungen, Umverteilungen von staatlichen Subventionen und die Verflechtung der Privilegierten mit der politischen Elite - zeigen die Autoren detailliert die Funktionsweise eines Klientelsystems und die Netzwerkaspekte politischer Verbindungen bei der raschen Bereicherung politisch verbundener Unternehmen. Ihre Studien zeigen, welche Rolle die politische Vereinnahmung bei dieser Umverteilung spielt und wie diese Vereinnahmung zu einer neuen sozialen Schichtung führt.