Bewertung:

Matthew Croasmuns „The Emergence of Sin“ untersucht das Konzept der Sünde sowohl als kosmische Macht als auch als persönlichen Einfluss und nutzt die Emergenztheorie zur Neuinterpretation der Schriften des Paulus. Das Buch verlangt eine ernsthafte Auseinandersetzung und bietet eine neue Perspektive auf theologische Diskussionen über die Sünde.
Vorteile:Das Buch gilt als unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit dem Konzept der Sünde auseinandersetzen. Es bietet einen strengen und kreativen akademischen Rahmen, der Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen, einschließlich Theologie und Wissenschaft, integriert. Es bietet profunde Werkzeuge für das Verständnis und die Vermittlung der Komplexität der Sünde und ist damit ein wertvolles Hilfsmittel für Pastoren und Theologen.
Nachteile:Der akademische Charakter des Buches macht es zu einer dichten und anspruchsvollen Lektüre, die erhebliche Anstrengungen bei der Verarbeitung erfordert. Manche Leser werden es schwer finden, ihm zu folgen, und für diejenigen, die nicht auf einen wissenschaftlichen Ansatz vorbereitet sind, kann es überwältigend sein.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
The Emergence of Sin: The Cosmic Tyrant in Romans
Wir können das Gefühl haben, dass wir nicht nur gegen uns selbst ankämpfen, wenn wir versuchen, einander Recht zu geben. Wir haben das Gefühl, dass wir gegen etwas - gegen jemanden - kämpfen. Als ob es eine Kraft - eine Person - gibt, die uns Böses will. In seinem Brief an die Römer beschreibt der Apostel Paulus genau eine solche Person: Die Sünde, ein kosmischer Tyrann, der unsere moralische Freiheit einschränkt, unser moralisches Urteilsvermögen verwirrt und uns zu Sklaverei und zum Tod verurteilt.
Kommentatoren haben lange darüber gestritten, ob Paulus wörtlich meint, dass die Sünde eine Person ist, oder ob er sich einfach einer literarischen Personifizierung hingibt, aber unabhängig von den Absichten des Paulus scheint es für moderne Leser klar genug zu sein: So etwas wie einen kosmischen Tyrannen gibt es nicht. Sicherlich ist es vernünftiger anzunehmen, dass "Sünde" lediglich eine farbenfrohe Art ist, individuelle Missetaten zu beschreiben, oder allenfalls eine Art, die Hartnäckigkeit unserer sozialen Übel zu beschwören.
In The Emergence of Sin schlägt Matthew Croasmun vor, einen anderen Blick darauf zu werfen. Die Vision der Sünde, die er anbietet, ist zugleich wissenschaftlich und theologisch, sozial und individuell, leibhaftig und mythologisch. Er argumentiert, dass die kosmische Macht der Sünde nichts weiter ist als eine Erscheinung in einem riesigen menschlichen Netzwerk von Übertretungen und dass diese Macht dennoch real und persönlich ist und wir besser bereit sein sollten, ihr zu widerstehen. Letztlich handelt es sich hier um eine Darstellung der Welt, die von Chemikern, Evolutionsbiologen, Soziologen und Entomologen re-mythologisiert wurde. In dieser Welt ist Pauls Text kein Relikt einer vergessenen mythischen Vergangenheit, sondern ein Praxishandbuch für das moderne Leben.