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Faraway
In Faraway des taiwanesischen Schriftstellers Lo Yi-Chin strandet eine fiktive Version des Autors auf dem chinesischen Festland und versucht, seinen komatösen Vater nach Hause zu bringen. Lo's Vater war vor Jahrzehnten geflohen und hatte seine erste Familie im Stich gelassen, um in Taiwan ein neues Leben zu beginnen.
Nachdem Reisen zwischen den beiden Ländern politisch möglich geworden sind, kehrt er zurück, um seinen Sohn zu besuchen, den er zurückgelassen hat, und erleidet einen Schlaganfall. Der Protagonist mittleren Alters begibt sich nach China, wo er sich auf einen langwierigen Kampf mit den undurchsichtigen Krankenhausvorschriften einlässt und sich mit Verwandten auseinandersetzt, die er kaum kennt. Zurück in Taiwan steht seine Frau kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes.
Isoliert in einem fremden Land denkt Lo über sein Leben nach, über die schwierige Beziehung zu seinem Vater und darüber, wie die eigene Vaterschaft ihn verändert hat. Faraway ist eine kraftvolle Meditation über das Wesen der Familie und die vielen Möglichkeiten, wie Blut uns sowohl vereinen als auch trennen kann.
Lo's Darstellung der Familiendynamik und der angespannten politischen Lage enthält einen scharfen Sinn für Ironie und eine Sensibilität für die Absurdität des Alltags. Er schildert geschickt die Kluft zwischen China und Taiwan durch einen intimen Blick auf eine Vater-Sohn-Beziehung, die diese Kluft überbrückt.
Lo ist einer der berühmtesten Schriftsteller Taiwans und hat in der gesamten chinesischsprachigen Welt großen Einfluss, aber sein Werk wurde bisher noch nicht ins Englische übersetzt. Jeremy Tiangs Übersetzung fängt Lo's unverwechselbare Stimme, seinen bissigen Witz und seine nuancierte Darstellung der taiwanesischen Kultur ein.