
Crossing the Boundaries of Belief: Geographies of Religious Conversion in Southern Germany, 1648-1800
Im frühneuzeitlichen Deutschland war die religiöse Konversion ein zutiefst soziales und politisches Phänomen und nicht nur ein Akt des privaten Gewissens. Da die sozialen Normen und rechtlichen Anforderungen verlangten, dass jeder Untertan die Mitgliedschaft in einer der staatlich sanktionierten christlichen Kirchen erklärte, stellte der Akt der religiösen Konversion regelmäßig die geografischen und politischen Grenzen zwischen Katholiken und Protestanten auf die Probe.
In einer Zeit, in der Kirche und Staat zusammenarbeiteten, um religiöse Konformität durchzusetzen, konfessionelle Unterschiede zu regeln und die moralische und soziale Ordnung zu fördern, wurde die Entscheidung, zu konvertieren, als ein störender Akt des Ungehorsams angesehen. Duane Corpis untersucht die Spannungen, die mit der Bildung religiöser Gemeinschaften und der Gestaltung religiöser Identitäten in Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg einhergingen, und erforscht die komplexen sozialen Interaktionen, politischen Implikationen und kulturellen Bedeutungen der Konversion in diesem Moment der deutschen Geschichte. In Crossing the Boundaries of Belief (Die Grenzen des Glaubens überschreiten) untersucht Corpis, wie die Konversion die starren politischen, sozialen und kulturellen Grenzen destabilisierte, die einen christlichen Glauben von einem anderen trennten und die den Einzelnen normalerweise an seine lokale Glaubensgemeinschaft banden.
Diejenigen, die ihren Glauben wechselten, stellten die Bemühungen der kirchlichen und weltlichen Autoritäten, die religiöse Orthodoxie als Instrument der sozialen Disziplinierung und Kontrolle einzusetzen, direkt in Frage. Die Untersuchung der religiösen Konversion bietet somit eine einzigartige Gelegenheit zu erforschen, wie Frauen und Männer ihre Beziehungen zu lokalen Macht- und Autoritätsinstitutionen wie dem Pfarrklerus, der Stadtverwaltung und der Familie in Frage stellten und neu definierten.