
The Foundations of Royal Power in Early Medieval Germany: Material Resources and Governmental Administration in a Carolingian Successor State
Die Ottonen waren im zehnten und frühen elften Jahrhundert die mächtigsten Monarchen in Europa und übten neben dem deutschen Reich auch die Hegemonie in Westfranken, Burgund und weiten Teilen Italiens aus. Trotz ihres enormen politischen und militärischen Erfolgs sind die Grundlagen der königlichen Macht der Ottonen jedoch nach wie vor höchst umstritten und werden weitgehend missverstanden.
Die bisherige Forschung neigt dazu, sie als abhängig von der Fähigkeit des Königs zu betrachten, die Macht der Adligen zu formen und nutzbar zu machen. Die vorliegende Studie stellt das vorherrschende historiographische Paradigma in Frage und widerlegt die Vorstellung einer vermeintlichen Machtteilung zwischen dem König und dem Adel, der im ottonischen Jahrhundert einfach nicht als Rechtsklasse existierte.
Vielmehr wird argumentiert, dass die Grundlagen der königlichen Macht unter den Ottonen nicht nur ihr eigener enormer Reichtum waren, sondern auch ihre einzigartige Autorität und Fähigkeit, durch das königliche Bannum, die dem Amt des Königs innewohnende Autorität, die wirtschaftlichen Ressourcen und die Arbeitskraft der breiten freien Bevölkerung des Reiches sowie der Kirche zu nutzen. Dabei griffen die Ottonen auf das administrative, institutionelle und ideologische Erbe ihrer karolingischen Vorgänger zurück und entwickelten es weiter, wodurch sie das dominierende Gemeinwesen im Europa des zehnten Jahrhunderts schufen.