
The Holy Seed Has Been Defiled: The Interethnic Marriage Dilemma in Ezra 9-10
Im Buch Esra-Nehemia befiehlt Esra den jehuditischen Männern, sich von ihren ausländischen Frauen zu trennen, um eine weitere Verunreinigung des "heiligen Samens" zu vermeiden.
Was ist die Bedeutung dieser Warnung? Sind Esras Worte als Besorgnis über die Vermischung der Ethnien zu verstehen, oder sind sie sinnbildlich für eine komplexere Reihe von Problemen, die in der jungen postexilischen Gemeinschaft vorherrschten? Esras Worte mit ihrem scheinbar rassistischen Denken haben einen großen Teil der politischen, religiösen und populären Kultur in den USA beeinflusst. Sie bilden seit Jahrhunderten den Hintergrund für die Konstruktion der rassischen Realität, wobei scheinbar biblische Ideologien mit den akzeptierten Vorstellungen der europäischen Aufklärung über rassische Überlegenheit und Unterlegenheit verschmolzen werden.
Willa Johnson kombiniert archäologische Daten mit sozialwissenschaftlichen Theorien, um für eine neue Interpretation zu plädieren. In dieser anthropologischen und narratologischen Analyse betrachtet Johnson Esras Edikt im Lichte der antiken jehuditischen Sorgen über Ethnizität, Geschlecht, Sexualität und soziale Klasse nach der Rückkehr aus dem Exil. In diesem Kontext, so argumentiert sie, erscheint die Warnung vor Mischehen als ein Versuch, die Identität nach der katastrophalen politischen Vorherrschaft zunächst des babylonischen und dann des persischen Reiches wiederherzustellen.
Dieses Buch stellt einen postmodernen interdisziplinären Ansatz zum Verständnis einer alten biblischen sozio-politischen Situation dar. Als solches bietet es neue Perspektiven auf die Art und Weise, wie die Interpretationen der Bibel weiterhin die Ideologien ihrer Interpreten widerspiegeln.