
Islamic Jurisprudence and the Role of Custom: A Comparative Case Study of Saudi Arabia and Iran
Die Berücksichtigung von Gewohnheiten als struktureller Maßstab für rechtliche Lösungen neben den Grundsätzen der Scharia verdeutlicht die engen Verbindungen zwischen politischen Strategien, religiösen Institutionen und Rechtssystemen. Insbesondere bietet sie einen einzigartigen Einblick in die Schaffung nationaler religiöser Identitäten durch die Ausübung staatlicher Autorität.
Die Analyse des Rechtskonzepts des Brauchs ('urf) in den zeitgenössischen saudischen und iranischen Rechtssystemen deckt den Zusammenhang zwischen der Auslegung religiöser Texte und der kontextuellen Atmosphäre auf. Unter Anwendung einer rechtsanthropologischen Methode wird in diesem Buch die Stellung des Gewohnheitsrechts innerhalb der Hanbali- und Ja'fari-Jurisprudenz als Rechtsquelle untersucht und das Umsetzungsverfahren der Rechtssysteme mit konkreten Gerichtsfällen aus dem Iran und Saudi-Arabien verglichen. Unabhängig davon, ob ein direkter Bezug zum Gewohnheitsrecht besteht, stehen die Auslegung und Anwendung islamischer Rechtsgrundsätze in einem relativ engen Zusammenhang mit dem sie umgebenden kontextuellen Umfeld.
Die weitgehende Verwendung gewohnheitsrechtlicher Normen in Ermangelung von Rechtsquellen oder bei der Auslegung von Rechtstexten überschreitet jedoch mitunter die zulässigen rechtlichen Grenzen. Das Buch vergleicht die Methoden der Gelehrten, die Vielfalt der Rechtsgutachten (Fatwas) und der Gerichtsurteile (ahkam) zwischen den beiden Ländern, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Verwendung von Gewohnheiten liegt, sei es in Form eines Rechtsgrundsatzes mit einem halbselbstständigen Stil oder in Form einer subsidiären Quelle, die von verschiedenen Rechtsgrundsätzen abhängig ist.