
The Sounds of Aurora Australis: A History of Australia's Musical Identity
Bis vor kurzem noch in der westlichen Ästhetik verwurzelt, entwickeln australische Komponisten nun eine funktionale kulturelle "Identität", die sich in einem eindeutig nationalistischen musikalischen Idiom ausdrückt. Die derzeitige Entwicklung, die durch das Erbe der australischen Ureinwohner und die einzigartige natürliche Umgebung inspiriert ist, zielt darauf ab, die künstlerischen Entwicklungen des Landes von den geografisch weit entfernten Regionen des Westens zu distanzieren und die "einheimischen" Kulturen zu betonen. Gegenwärtig wird das sich entwickelnde nationalistische Idiom jedoch durch zunehmende soziopolitische und ethische Bedenken hinsichtlich der kulturellen "Entlehnung" zwischen indigenen und nicht-indigenen Völkern problematisiert, da die Komponisten angesichts ihrer spannungsgeladenen postkolonialen Geschichte feststellen müssen, ob die beiden Gruppen über die bloße Besetzung desselben Landes hinaus eine legitime Verbindung haben.
Die Musikwissenschaftlerin Beatrice Dalov zeichnet die Entstehung der kulturellen Identität des Südstaates nach und betrachtet gleichzeitig die komplexe Beziehung zu den Ureinwohnern des Landes. Sie beleuchtet die Ursprünge, Einflüsse und Entwicklungen der australischen "Kunst"-Musik von der Kolonisierung (Ende des 18. Jahrhunderts) bis heute und verwebt dabei die sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Kräfte, die ihre Entwicklung geprägt (und oft auch bestimmt) haben. Die Geschichte zeigt, dass der komplexe Prozess der Artikulation einer einzigartigen kulturellen Identität fast unmittelbar nach der Ankunft der ersten Kolonisten begann und bis heute ununterbrochen anhält.
Anhand von neu verfügbarem Archivmaterial, Schlüsselwerken und persönlich geführten Interviews mit zahlreichen zeitgenössischen Komponisten zeichnet Dalov die Musikgeschichte des Landes nach, von den verstreuten Siedlungen der Sträflinge und den bewegten Kontakten mit den Ureinwohnern über die Bildung einer nationalen musikalischen Infrastruktur bis hin zur heutigen blühenden musikalischen Unabhängigkeit. Sie stellt nicht nur die bedeutendsten Komponisten und Musiker des letzten Jahrhunderts vor, sondern auch diejenigen, die eine entscheidende Grundlage schufen und die ersten Beiträge zu einem nationalen Idiom leisteten. Eine Geschichte der Musik des Großen Südlichen Landes wurde von Sozialhistorikern und Musikwissenschaftlern weltweit zu lange vernachlässigt. Beatrice Dalov schafft hier Abhilfe.