
Constructing Identities Over Time: Bad Gypsies and Good Roma in Russia and Hungary
Jekatyerina Dunajeva untersucht, wie sich zwei vorherrschende Stereotypen - „schlechte Zigeuner“ und „gute Roma“ - in formellen und informellen Bildungseinrichtungen in Russland und Ungarn durchgesetzt haben. Sie zeigt, dass „Zigeuner“ über Jahrhunderte hinweg mit Kriminalität, mangelnder Bildung und Rückständigkeit in Verbindung gebracht wurden. Die zweite Vorstellung von stolzen, selbstbewussten und gebildeten „Roma“ ist eine neuere Entwicklung.
Durch die Identifizierung von fünf historischen Phasen - der Vormoderne, der frühen Moderne, dem frühen und „reifen“ Kommunismus und der neomodernen Nationenbildung - erfasst das Buch entscheidende Hinterlassenschaften, die die sozialen Spaltungen vertiefen und die konstruierten Gruppenbilder normalisieren. Besonders aufschlussreich ist die Analyse des staatlich gelenkten Roma-Identitätsprojekts im Rahmen des kurzen korenizatsija-Programms zur Integration nicht-russischer Nationalitäten in den sowjetischen Staatsdienst in den 1920er Jahren, während die Kritik an zeitgenössischen Bestrebungen eine wertvolle Ressource für politische Entscheidungsträger und zivilgesellschaftliche Aktivisten gleichermaßen darstellt.
Der Blick von oben nach unten wird ergänzt durch den Blick von unten nach oben auf die Stimmen der Roma im Alltag. Persönliche Geschichten offenbaren, wie Identitäten im täglichen Leben funktionieren, da Dunajeva verborgene Erzählungen und subalterne Diskurse hervorhebt. Ihr Umgang mit der Feldforschung und ihrer Selbstreflexivität ist ein Modell für sensible Forschung mit gefährdeten Gruppen.